DE: Statement Greyhound Forum & FB Gruppen zum RTE Report

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DE: Statement Greyhound Forum & FB Gruppen zum RTE Report

Beitrag von Greyhound-Forum »

Stellungnahme des „Greyhound Forums“ und den zugehörigen Facebook-Gruppen („Greyhound Forum“ und „Ex-Racer Greyhound new & previous owners/breeders / Germany“) zu den letzten Ereignissen in Irland:

Zuallererst möchten wir erklären, warum wir so lange gebraucht haben, um diesen Text zu schreiben. Nach dem ersten Schock - und wir denken nicht, dass wir ausdrücklich beteuern müssen, dass uns einige der gezeigten Bilder geschockt haben oder dass wir als deutsche Greyhoundbesitzer von einigen Dingen wirklich nichts gewusst haben - haben wir uns bemüht, bestimmte Unklarheiten auf unserer Seite zu beseitigen, was uns größtenteils, aber nicht völlig gelungen ist.

Heiß diskutiert wird das Ergebnis der vom IGB in Auftrag gegebenen Statistik.
Wir können selbstverständlich auch keine exakten Zahlen nennen, aber was wir allerdings mit Sicherheit sagen können ist, dass die zugrunde gelegten Quellen unvollständig sind.
Zu dieser Einsicht sollte eigentlich jeder Mensch kommen, der sich die von RTE selbst beschriebene Methodik dieser Statistik ansieht und sich die Mühe macht selbst, wenn auch nur grob, nachzurechnen.
Diese Statistik wurde auch noch in vielen empörten Stellungnahmen, nehmen wir mal an aus simpler Unachtsamkeit und nicht zur Durchsetzung der eigenen politischen Agenda, völlig fehlinterpretiert.

Seht es uns nach, jetzt kommt ein bisschen Mathematik:
Laut RTE-Angaben wurde als Berechnungsgrundlage die Anzahl der im Zuchtbuch (ICC Irish Coursing Club) registrierten Würfe genommen. Diese wurden mit der vom GBGB veröffentlichten durchschnittlichen Anzahl von Welpen pro Wurf (6,5) multipliziert. Ja, ihr lest richtig, man hat nicht etwa die Anzahl der tätowierten Welpen in Irland gezählt, sondern aufgrund britischer Zahlen die Zahl der irischen Welpen geschätzt. Das IGB selbst rechnet mit durchschnittlich 6 Welpen pro Wurf.

Selbst dann sind es auch nicht 16.000 im Jahr, wie häufig behauptet, sondern 15.280.
Runden ist natürlich völlig in Ordnung, aber uns hat man in der Schule beigebracht, dass man auf die nächstgelegene glatte Zahl rundet, also 15.000.
Diese 15.000 beinhalten für Rennen und Coursing gezüchtete Hunde. Als zweite Eckzahl wurden dann die beim IGB registrierten Hunde hinzugezogen. Courser werden dort allerdings nicht registriert, warum auch? Von den anfänglichen 15.000 müssen wir also nicht nur die Courser abziehen, sondern auch die nicht beim IGB sondern beim GBGB registrierten Hunde (7.392). Das sind keine ‘Restbestände’ oder Überproduktion, sondern Hunde, die für den britischen Markt gezüchtet werden. Die meisten in GB registrierten Hunde wurden in Irland geboren. Es ist nicht ganz klar, ob die offiziell exportierten Hunde, für die Export Pedigrees ausgestellt wurden, d.h. Direktverkäufe auf das europäische Festland z.B. für Zucht oder Amateurrennen, Exporte in die USA, Australien, Neuseeland und verschiedene andere Länder, berücksichtigt wurden.

Unter diese anderen Länder fallen sicher auch Länder ohne akzeptablen Tierschutz, aber ein Verbot solcher Exporte fällt in die Zuständigkeit der Politik. Das IGB kann Geldstrafen gegen seine Mitglieder aussprechen, die in zweifelhafte Länder verkaufen, verbieten kann solche Exporte jedoch nur die Regierung.

Zum Vergleich fügen wir hier die aktuellen Zahlen des IGB von 2018 ein.
2344 Würfe x ca. 6 Welpen =14.064
Irish racing pool 3.600
English racing pool 6.500
Coursing: 318 Würfe x geschätzte 6 Welpen pro Wurf = 1.908
IRGT 1000
5% geschätzte Welpensterblichkeit 700
13.708 Greyhounds, deren Verbleib ohne weitere Nachforschungen nachgewiesen werden kann.

Weder im Quellenmaterial von Preferred Results/RTE noch in den offiziellen IGB Zahlen sind Hunde berücksichtigt, die von Privatpersonen (ohne sportlichen oder züchterischen Ansatz) in kleinen Mengen innerhalb der EU exportiert werden. Für die werden nämlich keine Exportpapiere benötigt, sondern nur ein gültiger Impfpass und der wird nicht an der Grenze registriert. Das betrifft nicht nur Hunde, die als Haustier gekauft werden, sondern auch kleinere Transporte von nicht mit dem IRGT zusammenarbeitenden Tierschutzgruppen oder auch Hunde, die von ihren Adoptanten selbst abgeholt werden. Wenn die vermittelnde Orga/der private Tierschützer solche Hunde nicht als 'Rehomed' an den IRGT meldet, sind sie weg, verschwunden.

Auf jeden Fall sind sie nicht in dem für die Statistik verwendeten Quellenmaterial auffindbar. Ebenfalls aus der Statistik fallen Hunde, die nie für Rennen registriert wurden, aber bei ihren Züchtern bzw. Besitzern verbleiben, Hunde, die bei ihren Züchtern, Trainern oder Besitzern nach ihrer Rennzeit in Rente gehen oder bei deren Verwandten oder Freunden im Wohnzimmer herumliegen. Wenn er nicht als 'Rehomed' gemeldet ist, ist der Hund dann weg.


Natürlich ist das Nichtmelden dumm von Seiten der guten Rennleute, aber es ist nicht unüblich. Platt gesagt, musst du als völlig normaler, netter Mensch erstmal auf die Idee kommen, dass du offiziell anmelden musst, dass du deinen Hund behalten hast.

Das ICC und das IGB haben jetzt in Absprache mit dem irischen Landwirtschaftsministerium beschlossen, dass alle Greyhounds von der Geburt bis zu ihrem Tod erfasst werden sollen.

Endlich, das wurde auch Zeit!

Bis diese neue Erfassung aller Greyhounds auf soliden Füßen steht - die Umsetzung dauert voraussichtlich bis September - hat die Greyhound Data es übernommen, so viele der verschwundenen Hunde wie möglich in ihre Datenbank aufzunehmen beziehungsweise deren Profile auf den neuesten Stand zu bringen.

Die Hunde, die nun teilweise erstmals seit ihrer Geburt erfasst werden, stammen aus den verschiedensten Quellen, viele leben oder lebten bis zu ihrem natürlichen Ende bei ihren Rennbesitzern, Trainern oder Züchtern in Irland, andere leben und lebten bei Greyliebhabern in ganz Europa, denen die Relevanz der Eintragung von Besitzerwechseln bis jetzt nicht bewusst war oder denen es an den nötigen Englischkenntnissen mangelte, um sich als Besitzer in die Greyhound Data einzutragen.

Auch verschiedene Vermittlungsorganisationen, die bisher einfach aus Zeitgründen nicht updateten melden nun ihre vermittelten Hunde.
Einige Organisationen weigern sich noch, da sie es nicht als ihre Aufgabe sehen, der Rennindustrie zu helfen, den Verbleib der Hunde zu klären. Diesen Organisationen möchten wir auf den Weg geben, dass es verlässliche Zahlen im Endeffekt leichter machen werden, diejenigen Züchter, Rennbesitzer und Trainer, deren Hunde tatsächlich verschwunden im Sinne von getötet sind, zur Verantwortung zu ziehen, weil sie sich eben nicht mehr hinter der Mehrzahl der Guten verstecken können. Diese Entscheidung muss letztendlich jeder, dem das Wohlergehen der Greyhounds am Herzen liegt, für sich selbst treffen.

Um das Thema des Preferred Results Reports abzuschließen, möchten wir noch direkt aus dem Report zitieren:

“- What happens to some 6000 pups per year remains to be explained
[Was mit circa 6000 Hunden pro Jahr passiert, muss noch geklärt werden]

- While not officially recognised there have been many reports in the media and elsewhere of the large-scale culling of under-performing dogs
[Obwohl nie offiziell bestätigt, hat es viele Berichte in den Medien und anderswo über die massenhafte Tötung von Hunden gegeben, die nicht genug Leistung erbringen]

- It is important to clarify and to quantify the level of culling which may exist due to the fact that from an animal rights perspective it could threaten the very existence of the industry and from a cost perspective it could do likewise
[Es ist wichtig, den Sachverhalt und die Anzahl der getöteten Hunde aufzuklären, da dies sowohl aus einer Tierschutzperspektive wie auch aus reinen Kostengründen die Existenz der Industrie bedrohen könnte]

- To determine whether there is in fact an issue with the culling of under-performing dogs the following analysis were conducted
[Um festzustellen, ob in der Tat ein Problem mit Tötungen von Hunden, die nicht genug Leistung erbringen besteht, wurden folgende Analysen durchgeführt]

- RMS Entry Grade Analysis 2009
- RMS Exit Grade Analysis 2009

Zusammengefasst sagt der Report also gar nicht, dass die 6.000 Hunde, deren Verbleib sich in den Perfect Results vorliegenden Daten nicht aufklären ließ, getötet wurden, sondern vermutet es nur, weil es in den Medien und anderswo (Internet?) häufig berichtet wurde. Noch Fragen?

Ein paar Worte müssen wir auch noch über die journalistische Qualität des RTE-Berichts verlieren.
RTE berichtet, daß die Greyhound Industrie aus irischen Steuergeldern subventioniert wird, dabei wird der Eindruck erweckt als handele es sich um allgemeine Steuern, die von jedem Iren, also auch von Gegnern der Rennindustrie bezahlt werden.
Dies wird auch in den meisten Kommentaren zu dem Bericht wiederholt.
Dem ist nicht so.
Das Geld kommt aus den 3 % Wettabgaben, die von Buchmachern entrichtet werden. Diese 3 % machen im Jahr etwa 80 Millionen aus, von denen 64 Millionen an den Pferderennsport gehen und 16 Millionen an die Greyhound Racing Industrie. Das Geld wird also nicht von jedem irischen Bürger erbracht, sondern nur von denen, die auf Hunde oder Pferde Wetten abschließen.

Einige der Beispiele waren bis zu 12 Jahre alt. Hat man keine aktuelleren Fälle gefunden?
Glücklicherweise hat sich seitdem auch in der irischen Rennindustrie einiges getan.

Der Tierarzt, der als Experte über das Doping im Rennsport auftrat, ist der Lebenspartner einer Angestellten von RTE. Hat sich auch da kein unabhängiger Experte gefunden? Er berichtet über schwere Dopingfälle aus seiner Praxis. Merkwürdigerweise hat er diese Verstöße nicht an die zuständigen Stellen weitergemeldet. Er sagt auch nicht, wann das gewesen sein soll. Seit 2005 hat es bei den Dopingtests des IGB keinen Nachweis von EPO gegeben.

RTE Investigates zeigte Videoaufnahmen eines angeblich illegalen Coursings und benennt einen der Teilnehmer namentlich als Offiziellen des ICC. Während einer Ausschusssitzung des irischen Landwirtschaftsministeriums wurde ausdrücklich festgestellt, dass diese Veranstaltung, obwohl nicht nach den Wettbewerbsregeln des ICC durchgeführt, völlig legal und von der zuständigen Behörde so genehmigt war.

RTE Investigates hat auf Nachfragen zu den schockierenden Bildern aus der Abdeckerei erklärt, diese Bilder seien von einer automatischen Kamera aufgenommen worden und die Reporter hätten erst im Nachhinein beim Durchschauen gesehen, wie diese 4 Greyhounds starben. Nichtsdestotrotz konnte RTE bis jetzt nicht erklären, warum nach Kenntnisnahme nicht sofort Anzeige erstattet wurde. Die Aufnahmen mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Monate vor Ausstrahlung der Sendung gemacht. Durch Unterschlagung wichtiger Details, halfen sie nicht die Täter ordnungsgemäß zu ermitteln und zu bestrafen. Im Zusammenhang mit diesen scheußlichen Bildern stellt sich für uns zusätzlich die Frage, ob im Beobachtungszeitraum ausschließlich Greyhounds oder auch Hunde anderer Arbeitsrassen, wie zum Beispiel ausgediente Hüte- und Jagdhunde, in der Abdeckerei getötet wurden? Leider macht RTE hierzu keine Angaben, obwohl es wichtig wäre, zu klären, ob es sich bei dieser abscheulichen Praxis ausschließlich um ein Problem der Greyhoundindustrie handelt oder um ein allgemeines irisches Tierschutzproblem. Die Frage ist leider nicht an den Haaren herbeigezogen. Also, was passiert mit alten, kranken, verletzten Collies, Lurchern, Pointern, Retrievern?

Insgesamt sehen die Administratoren und Moderatoren des Greyhound Forums und der angeschlossenen Facebookgruppen keinen Grund, ihre Einstellung zu der Rennindustrie zu ändern. Wir werden weiterhin unsere guten Beziehungen zu den Vertretern des irischen Greyhoundsports aufrechterhalten und pflegen und gegebenenfalls auch nutzen, um tierschutzrelevante Sachverhalte aufzuklären. Wir glauben, dass nur so Verbesserungen im Sinne der von uns allen geliebten Greyhounds eintreten werden.

Wir sind froh, dass nun bessere Regelungen in Bezug auf die Erfassung aller Hunde, die Unterstützung bei Verletzungen und die Abwicklung von Adoptionen eingeführt werden, und werden bei unseren irischen Kontakten darauf drängen, dass diese Regeln auch möglichst zeitnah umgesetzt werden.

Nun noch ganz klare Worte in Richtung des IGB:
Die nun beschlossenen Maßnahmen sind gut, hätten aber schon viel früher ergriffen werden sollen. Der Umgang mit den Ergebnissen des Preferred Results Reports war bestenfalls ungeschickt, wenn nicht sogar extrem dämlich. Die Mehrheit der aktiven Rennsportleute in Irland, die sich mit Liebe um ihre Hunde, egal ob aktiv oder in Rente, kümmern, hätten eine bessere Unterstützung durch ihren Dachverband verdient, klare Worte, auch das Eingestehen von Fehlern der Vergangenheit. Die Öffentlichkeit, nicht nur in Irland und UK, sondern auch im Rest Europas und der Welt, wird die weitere Entwicklung kritisch beobachten.
Bild
Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
Gesperrt

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