Corona (SARS-CoV-2) und unsere Haustiere: Breaking News!

was gibt es für Parasiten, Keime, Erreger etc. und was kann man dagegen tun?
Antworten
Benutzeravatar
Greyhound-Forum
Administrator
Beiträge: 14872
Registriert: Mi 12. Jan 2011, 06:44

Corona (SARS-CoV-2) und unsere Haustiere: Breaking News!

Beitrag von Greyhound-Forum »

Von Ralph Rückert, Tierarzt

Tja, schon wieder ist ein Update zu diesem Thema nötig, und es zeigt eindrucksvoll, wie unberechenbar das läuft, wenn ein neues Virus auf die Welt losgelassen wird. An allen Ecken wird geforscht, werden neue Daten gesammelt und neue Erkenntnisse gewonnen. Jeden Tag kann irgendwas rauskommen, was alles bisher Angenommene auf den Kopf stellt.

Jetzt haben wir es plötzlich mit der Vorabveröffentlichung einer Studie aus dem State Key Laboratory of Veterinary Biotechnology und dem National High Containment Laboratory for Animal Diseases Control and Prevention (Harbin, China) zu tun, deren Ergebnisse in Bezug auf Katzen und Frettchen leider nicht so prickelnd sind.

Wer genug Englisch und medizinisches Fachchinesisch drauf hat, kann sich das ja selber durchlesen. Ansonsten als ganz verkürztes Fazit: Ja, Katzen (zumindest sehr junge) und Frettchen sind nach dieser Untersuchung hochempfänglich für eine (experimentelle!) Infektion mit SARS-CoV-2, Hunde dagegen offenbar nicht. Und ja, speziell sehr junge Katzen (Welpen) können wohl sehr schlimm an COVID-19 erkranken. Und ja, Katzen können bei engem Kontakt auch Artgenossen anstecken.

Ganz im Gegensatz dazu stehen die Aussagen des angesehenen Virologen Prof. Hendrik Streeck in der Talkshow von Markus Lanz von vorgestern, der in der Heinsberger Gegend in Haushalten mit infizierten Personen immer auch die dort gehaltenen Katzen getupfert und dabei keine einzige positive Katze gefunden hat.

Also: Die Sachlage ist und bleibt unklar und unsicher. Die chinesische Arbeit ist noch nicht auf die wissenschaftlich korrekte Art und Weise offiziell veröffentlicht worden und kann deshalb nur unter Vorbehalt gelesen werden. Sie könnte durchaus jederzeit zurückgenommen werden, weil sie den sogenannten Peer-Review-Prozess nicht übersteht. Diese fast schon hastig wirkende Vorabveröffentlichung ist halt dem Druck geschuldet, dass im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie jedwede interessant erscheinende Entdeckung möglichst schnell weltweit zur Kenntnis gebracht werden sollte.

Was machen wir Katzen- und Frettchenhalter jetzt draus? Auf jeden Fall erst mal cool bleiben, bitte! Es gibt einen klaren Unterschied zwischen experimentellen Infektionen im Versuchslabor und Infektionen unter Feldbedingungen. Im Labor nimmt man natürlich eine richtig fette Portion Viren und ballert sie direkt in die Nase oder die Luftröhre der Versuchstiere. Draußen in der realen Welt bekommen Lebewesen selten solche Virusladungen derartig gezielt ab. Das allein kann schon zu der Diskrepanz zwischen den chinesischen Ergebnissen und denen von Prof. Streeck führen. Auch liegt die Vermutung nahe, dass speziell sehr junge Katzen mit noch unreifem Immunsystem besonders empfänglich für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sind, während erwachsene Katzen das Virus kurzerhand abschmettern.

Was im Licht dieser neuen Erkenntnisse aber auf jeden Fall Sinn macht:

-Wenn Sie als Katzen- oder Frettchenhalter krank sind (erst mal egal, wegen was) und unter Fieber, Husten, etc. leiden, dann halten Sie Abstand zu Ihrem Tier bzw. Ihren Tieren! Sprechen, husten, niesen oder atmen Sie Ihrer Katze nicht direkt ins Gesicht! Lassen Sie (so sehr das auch manchmal tröstlich sein mag) Ihre Katzen nicht in Ihr Krankenlager steigen! Speziell auf sehr junge Tiere (Welpen) sollten Sie diesbezüglich wohl wirklich gut aufpassen!

-Keinen Anlass zur Sorge sollte der Freilauf von Katzen darstellen. Sperren Sie also Ihre Freigänger jetzt nicht aus Angst ein!

-Wenn jemand in Ihrem Haushalt deutlich krank ist und eine Katze plötzlich auch gesundheitliche Probleme entwickelt, wenden Sie sich an Ihren Tierarzt. Jetzt, sozusagen in dieser Minute, weiß ich zwar auch nicht ganz genau, was wir dann am besten tun, aber das wird sich wahrscheinlich schnell ändern. Sollte die Infektion von Katzen doch kein so seltenes Ereignis sein, wie wir bisher angenommen haben und eigentlich immer noch annehmen, werden sich auch für diesen Fall Handlungsempfehlungen nach dem Stand des aktuellen Wissens herauskristallisieren.

-Ist jemand im Haushalt Corona-positiv getestet worden UND gleichzeitig erkrankt eine Katze, dann sollte diese meiner Meinung nach tatsächlich aus eigenem Entschluss unter Quarantäne gestellt werden. Ich gehe aber davon aus, dass diese Kombination von Umständen wenn überhaupt, dann nur extremst selten vorkommen wird.

-Nach wie vor haben wir KEINE Erkenntnisse darüber, dass infizierte Katzen wiederum Menschen anstecken könnten. Wahrscheinlich ist der Weg vom Menschen zur Katze eine Einbahnstraße.

-Und um es nochmal zu betonen: Durch die intensive lokale Forschung im Heinsberger Cluster durch Prof. Streeck hat sich nicht eine Katze gefunden, die positiv getestet worden wäre, obwohl diese Tiere alle aus Haushalten stammten, in denen sich infizierte Personen befanden.

-Meine persönliche Einschätzung: Es wird am Ende wohl so sein wie bei SARS-CoV-1, nämlich dass eine (vor allem experimentelle) Infektion von Katzen zwar möglich, aber in der Realität eher unwahrscheinlich und extrem selten ist.

Bei Bedarf kommt natürlich ein neues Update, also: Stay tuned!

Bleiben Sie uns gewogen, bis bald, Ihr

Ralph Rückert
Quelle: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/d ... 3&ID=20924
Bild
Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
Antworten

Zurück zu „Parasiten, Keime, Erreger und übertragene Krankheiten“