Antibioka resistenten Keime

Welches Medikament gegen welche Erkrankung? Und was verträgt der Grey und was nicht?
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Anne Sasson
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Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Anne Sasson »

Hallo liebe Fories,

hat jemand die Sendung gestern gesehen?

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav ... ierhaltung
Oval 5

Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Oval 5 »

Gestern nicht, aber jetzt gerade über Deinen Link - danke :-)

Eine Frage hierzu speziell an Barbara:
wenn die Frau Aigner sagt, man könne ohne diese Menge an Antibiotika in Ställen zurecht kommen - WIE geht das dann?
Danke :-)


Der Charitee-Arzt Christoph Bührer auf der Frühchenstation gegen Ende des Films hat mir gefallen auch mit seinem Satz
"...Das wichtige ist nicht wie der Keim heißt, sondern wogegen er resisten ist..."
Wie wahr!

Ich bin tatsächlich dafür, diese Problematik sehr enst zu nehmen - und auch die Hormonreste im Abwasser durch die Pille, die chemischen Substanzen im Abwasser oder der Abluft der chemischen Industrie etc. Wir verbreiten derzeit schon ganz unglaubliche Mengen diverser Substanzen auf allen möglichen Wegen des modernen Lebens.

Trotzdem finde ich muß man sich vergegenwärtigen, daß eben dieses sogenannt moderne Leben die Basis dafür ist, daß wir kaum mehr im Kindbett sterben und ein Frühchen überhaupt eine Überlebenschance bekommt.

Vor 100 Jahren - also zu Zeiten, da man noch deutlich weniger Antibiotika hatte und folglich auch verabreicht hat, ist ein Frühchen halt zu früh geboren gewsen und gestorben. Die Mutter bei einer Infektion gleichfalls.

Ein sehr vielschichtiges Thema mit der Notwendigkeit komplexer Wahrnehmung.
filou007de
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Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von filou007de »

jetzt ja,

Anne vielen Dank fürs einstellen.


erschreckende Aussichten
Liebe Grüße

Annette und die Chaostruppe


„Was immer du tust oder unterlässt hat Folgen“
filou007de
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Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von filou007de »

Oval 5 hat geschrieben:
Eine Frage hierzu speziell an Barbara:
wenn die Frau Aigner sagt, man könne ohne diese Menge an Antibiotika in Ställen zurecht kommen - WIE geht das dann?
Danke :-)

bin zwar nicht Barbara, antworte aber trotzdem mal

ganz einfach, durch artgerechte Haltung

17.000 oder 50.000 Hähnchen in einem Stall ist doch einfach ein Unding.

Aber solange der Mensch seine Einstellung zum Fleischkonsum nicht ändert und alles möglichst billig sein muß, wird sich an der Massentierhaltung nicht viel ändern
Liebe Grüße

Annette und die Chaostruppe


„Was immer du tust oder unterlässt hat Folgen“
Rumford
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Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Rumford »

hab den Beitrag gesehen, fand ihn grottig recherchiert. Begriffe wie Massentierhaltung, Antibiotikarückstände, Resistenzen wurden wild durcheinandergeschmissen, da wußte der Laie doch garnicht mehr, worum es wirklich geht. Gänzlich ausgeklammert wurde auch die Humanmedizin und der dortige unkontrollierte Antibiotikaeinsatz - gerade dort werden so gut wie nie Keime bestimmt und Resistenztests durchgeführt, BEVOR man antibiotisch eingreift, und gerade DORT werden Antibiotika oft nicht lange genug und in ausreichender Dosierung eingenommen. Weil Muddi nämlich in der Bildzeitung liest, daß Antibiotika böse sind, hört sie mit der Einnahme auf, sobald es ihr wieder besser geht, schmeißt die restlichen Tabletten weg - genau sowas fördert die Resistenzbildung, dazu noch bei eindeutig humanpathogenen Erregern.
Wer die Schuldigen an den Antibiotikareistenzen ausschließlich in der Nutztierhaltung sucht, übergeht eine ganze Menge.

50.000 Hähnchen in einem Stall halten ohne Antibiotikaeinsatz geht dann, wenn man striktest auf die Hygiene achtet - also keine Fremden rein in den Stall, jedesmal reinduschen, kompletter Kleidungswechsel, Tierarztbesuch nur nach vorheriger Quarantäne (=kein Geflügelkontakt in den letzten 2 Tagen oder länger), kein Nachbarbestand in der Nähe (die meisten Erreger werden aerogen verbreitet, kommen also über die Lüftung rein), und ganz wichtig: Küken nur aus EINER Herkunft beziehen - und daran scheiterts meistens. Wir haben nämllich viel zuwenige Großbrütereien, um das zu bewerkstelligen. Sobald ich Küken aus verschiedenen Herkünften mische, bringt jeder seinen Hauskeim mit, gegenüber die anderen wehrlos sind - und dann brauch ich Antibiose.
Haltung in dieser Größenordnung ohne Antibiotikaeinsatz ist nur in Ausnahmefällen möglich, da hat sich's die liebe Frau Aigner leider etwas zu einfach gemacht. In der Realität scheitert das meinstens an den praktischen Umständen (Lage des Betriebs, Zukauf, Personenverkehr).

@filou: es wird Dich überraschen, die Einzeltierausfälle bei "artgerechter Haltung" sind wesentlich höher, es ist nahezu unmöglich einen Auslauf hygienisch sauberzuhalten (Parasiten, Wildvögel, etc.) - die Tiere, die dort überleben, haben aber natürlich zweifelsohne ein viel schöneres Leben. Der Knackpunkt: wollten wir den gesamten Hähnchenfleisch- und Eierbedarf der BRD mit "artgerechter Freilandhaltung" decken, könnten wir nahezu die halbe Fläche der ganzen Republik in Hühnerausläufe verwandeln. Anders ginge das nicht, von wegen Emissionen, Gülle, Parasitendruck...
Der Verbraucher will Fleisch möglichst viel und möglichst billig, und solange sich daran nichts ändert, ändert sich auch am System nichts.

Barbara
Rumford Greyhounds
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Ectasygrey
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Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Ectasygrey »

danke
annette
Oval 5

Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Oval 5 »

Tausend Dank für den Einblick Barbara.

Mich hat das ehrlich interessiert und wenn Du sagst, daß es de facto nicht realisiert
werden kann für alle (weil es eben an den Großbrütereien fehlt etc), dann ist das
auch ein Argument das man einer Frau Aigner entgegen halten kann.
Mir wäre es nie eingefallen überhaupt zu glauben, daß man es realisieren kann...

Den Punkt der albernen Umgangsformen mit Antibiotika im Humanbereich (und ganz sicher
in gleichem Maße auch im Heimtierbereich..) find ich auch relevant.
Ich finde nämlich schon, daß das Thema die resistenten Keime sind und nicht nur die
Hühnerhaltung. Die gehört gesondert auf den Prüfstand und nicht wegen irgendwelcher
Keime, sondern aus moralischen Gründen. Eine Tierhaltung ohne Tageslicht ist in meinen
Augen unabhängig von der Stückzahl der Tiere nicht diskutabel...

Aber selbstverständlich können wir nicht die halbe Republik den Hühnern reservieren - wo
wäre da noch Platz für uns, die Hunde, die Bäume, die ....
So einfach rechnet es sich, ist es aber nicht...


Und klar ist das ein Unding, wenn Fleisch billig sein soll statt gut!
Aber es ist so und DAS wird auch genau so lange so bleiben, wie es erlaubt ist.
Weil selbst wenn "der Verbraucher" 10 ct mehr zahlen würde, findet sich im
Produktionsablauf immer einer, der gerne reich werden will... Daran werden Veganer
mit ihrem Verhalten so wenig ändern wie Tierschützer. Das geht per Gesetz oder nicht,
zumindest so lange, wie es keinen Größeren Druck gibt als Geld.
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Anne Sasson
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Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Anne Sasson »

Ich kann nicht soviel zum Thema Hühnerhaltung sagen, kenne mich da nicht genug aus. Ich weiß nur von Kolleginnen, die im landwirtschaftlichen Bereich arbeiten, dass sie zahlreiche Aufträge zur Behandlung ganzer Bestände erhalten, sich vor Arbeit kaum retten können und gute Erfolge haben. Die Landwirte freuen sich nicht zuletzt wegen der geringeren Behandlungskosten.

Wir können aber schon "im Kleinen" darüber nachdenken, was wir tun (angefangen beim Fleischkauf). Dass die "Bildzeitung lesenden Muddi" so sorglos mit ABs umgeht, hängt auch damit zusammen, dass diese von ihrem Arzt so selbstverständlich verschrieben werden, als wären sie Lutschbonbons. AB gehören jetzt zum Alltag vieler Menschen, die werden bei jeder Gelegenheit genommen und willkürlich wieder abgesetzt.

Gleiches gilt für unsere Hunde. Sie bekommen einfach viel zu viel ABs. Für Kleinigkeiten, die selbstredend auch so heilen würden. Aber ein guter TA ist einer, der die Beschwerden in einer Rekordzeit "wegmacht". Auf Teufel komm raus. Weil wir Halter es in der Regel so wollen. Statt der Hund sich bei einfachen Sachen mal ein paar Tage auskuriert, Spritze rein, Beschwerden weg. Teilweise mit schlimmen Konsequenzen.

Es geht mir nicht darum, Tiere unnötig lange leiden zu lassen, aber manchmal muss man ein wenig relativieren und schauen, was man selbst machen würde. Ich habe mich kürzlich verletzt. Ziemlich blöde Wunde, total störend weil an der rechten Hand. Ich bin ganz sicher, dass viele Hundehalter mit einer solchen Wunde am Hund sofort zum TA gerannt wären. Er hätte vielleicht nicht genäht. Aber die Antibiose hätte es in vielen Fällen gegeben. Zur Sicherheit. Doch AB sollte zur Behandlung von Infektionen eingesetzt werden, nicht als Prophylaxe. Am Beispiel meiner Hand ist ganz klar, dass es nicht nötig war.

Solche Beispiele gibt es en Masse. Es ist einfach schade, dass eine so wertvolle medizinische Erfindung derart leichtsinnig missbraucht wird.
Gelöschter Benutzer 189

Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Gelöschter Benutzer 189 »

bzgl unnötigem Einsatz von AB hatte ich hier erst wieder einen Fall im Freundeskreis.

Hund schreddert sich die Daumenkralle, Hundebesitzer geht zum Tierarzt (war Sonntags, also Sonntagszuschlag), der verpasst dem Hund eine Kurznarkose, zieht die Kralle, Hunde bekommt AB gespritzt und für 7 Tage Tabletten mit nachhause "down" "down"
Die Rechnung etwas über 200 Euro inkl. Verbandsmaterial.
das ist so eine unglaubliche Geschichte, wenn ich nicht wüsste das sie wahr ist, ich würde es nicht glauben.
So ein Schwachsinn passiert leider täglich in den Tierarztpraxen.

bei meinen Hunden wird die Daumenkrallen gezogen und gut ist, das dauert eine Minute und kosten tut das dann nix und AB gibts dafür auch nicht.
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Anne Sasson
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Re: Antibioka resistenten Keime

Beitrag von Anne Sasson »

Mein Hund hat sich vor zwei Wochen die Daumenkralle abgerissen. Habe einfach nichts gemacht. Ist jetzt abgeheilt.
Natürlich habe ich geschaut, ob sich die Stelle entzündet, dick, rot, warm, geschwollen... wird. Klar hatte er Schmerzen. Aber nicht schlimmer, als wenn ich mir aus Versehen mit dem Brotmesser in die Hand schneide. Schön ist es nicht, schlimm aber auch nicht. Dann "jaule" ich ein paar Tage jedes Mal auf, wenn ich irgendwo gegenstoße. Aber es besteht doch wirklich keine "Lebensgefahr", die den Einsatz von AB (+ ggf. Schmerzmittel) rechtfertigen würde.
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