Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

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Chrisi3506
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Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Beitrag von Chrisi3506 »

Schnelles Ende für Rinder

Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof: Wenn Rinder im Schlachthof getötet werden, bedeutet das für viele Tiere Angstzustände und unnötige Schmerzen. Wissenschaftlerinnen der Uni Kassel untersuchen eine Methode, die den Tieren Leid erspart und zudem die Fleischqualität verbessern könnte.

Für viele Deutsche gehört ein gutes Stück Rindfleisch zur Lebensqualität; viele wünschen den Rindern aber auch einen schnellen Tod ohne Angst und Schmerzen. Rund 3,7 Millionen Rinder werden in Deutschland jährlich geschlachtet, der ganz überwiegende Teil der Tiere stirbt in Schlachthöfen – auch Rinder, die ihr Leben in artgerechter Haltung auf der Weide verbracht haben. Der Transport in den Schlachthof und das Warten auf den Bolzenschuss verursachen jedoch gerade bei Weiderindern großen Stress und Angstzustände, denn diese Tiere sind es weder gewohnt, eingepfercht zu werden, noch ausreichend Kontakt mit Menschen zu haben. Zudem geht man davon aus, dass ein nennenswerter Anteil aller Rinder – geschätzt werden in schlechten Betrieben um die fünf Prozent – durch den üblichen Bolzenschuss nur unzureichend betäubt wird. Agrarwissenschaftlerinnen an der Universität Kassel untersuchen daher eine Alternative: Bei der so genannten Kugelschuss-Methode wird das Rind auf der Weide durch Kopfschuss getötet.

„Nach unseren bisherigen Erkenntnissen ist diese Methode für die Rinder schmerzfrei“, berichtet Dr. Stefanie Retz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Agrartechnik der Universität: „Wir wollen mit unseren Untersuchungen dazu beitragen, Kriterien aufzustellen, nach denen die Kugelschuss-Methode angewandt werden sollte, und dadurch eine Basis für eine einheitliche Genehmigungspraxis schaffen.“ Das Projekt wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mit rund 250.000 Euro gefördert. Es ist im vergangenen April gestartet und auf drei Jahre angelegt. Für ihre Untersuchungen arbeiten Stefanie Retz und ihre Kollegin Katrin Schiffer mit einem Tierarzt und einem Bio-Hof in Schleswig-Holstein zusammen.

Bei der untersuchten Methode bleiben die Weiderinder in gewohnter Umgebung. Der speziell geschulte Schütze verwendet ein Jagdgewehr. Das getötete Tier wird noch auf dem Hof entblutet und dann abtransportiert. Sofort nach dem Schuss werden die Vitalfunktionen des Rindes geprüft. „Wir haben bisher stets festgestellt, dass das Rind sofort betäubt war und unmittelbar nach dem Schuss gestorben ist“, sagt Stefanie Retz. Die Kugelschuss-Methode ist unter bestimmten Bedingungen bereits erlaubt. Bisher fehlen jedoch eine einheitliche Genehmigungspraxis ebenso wie wissenschaftliche Daten. Die Kugelschuss-Methode werde die Tötung im Schlachthof nie in vollem Umfang ersetzen, so Stefanie Retz. „Wir wollen aber die Akzeptanz vor allem unter Bio-Landwirten und den für die Überwachung zuständigen Behörden erhöhen. Vielen Bio-Landwirten ist es ein Anliegen, dass ihre Tiere einen würdevollen Tod finden. Zudem bekommen sie so ein zusätzliches Vermarktungsargument.“ Letztlich wollten die Wissenschaftlerinnen eine Art Führerschein für die Landwirte ausarbeiten: „Wie müssen sie geschult werden, was müssen sie dafür wissen und können? Das wollen wir klären“, beschreibt Stefanie Retz.

Ein zweites Forschungsergebnis soll der Einfluss der Methode auf die Fleischqualität sein. Bei Stress, wie er im Schlachthof besonders bei Weiderindern aufkommt, stößt der Körper bestimmte Stoffe aus. Diese führen zu einer Übersäuerung der Muskeln, verhindern die Reifung des Fleisches und vermindern seine Qualität. „Unsere Hypothese ist, dass sich die Qualität durch die Kugelschuss-Methode verbessert“, so Stefanie Retz. „Hier haben unsere Untersuchungen aber gerade erst begonnen.“

Quelle: Uni Kassel

https://www.thieme.de/de/tiermedizin/al ... -36002.htm
Schöne Grüsse Petra

"Man hat nicht ein Herz nur für Tiere oder nur für Menschen
Entweder man hat ein Herz für alle oder keins"
Maru
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Registriert: Di 25. Jan 2011, 00:02

Re: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Beitrag von Maru »

An sich ne gute Idee, ich denke nämlich auch, dass es grade für Tiere, die fast gar kein Handling gewöhnt sind, sondern fast ihr ganzes Leben auf der Wiese standen und Menschen nur von weitem gesehen haben, verdammt viel Stress ist verladen und zu Schlachthof gefahren zu werden und da dann noch in der fremden Umgebung ein paar Stunden zu warten.

Fragen die sich stellen:

- Ist die Fehlschussraten da wirklich kleiner als bei einem Bolzenschuss? Ich mein, man muss ja aus mindestens einigen Metern Entfernung schießen und das KANN doch gar nicht so akkurat sein wie mit aufgesetztem Bolzenschussgerät? Da müsste man ja scho nen Wunderschützen haben - auf der Weide bewegen sich die Tiere doch nunmal und es reicht ja ein kleines Zucken entweder vom Tier oder vom Schützen und der Schuss sitzt nicht mehr genau da wo er hinmuss.
Es sei denn, es wird so große Munition verwendet, dass ein kleiner Zucker nicht entscheidend ist, weil der Schaden eh so groß ist...


- Wie wendet man das bei größeren Tierzahlen an und ist es dann wirklich noch weniger Stress? Ich hab jetzt schon öfter mal Dokus gesehen, wo sowas gemacht wurde, z.B. bei halbwilden Rindern aus Landschaftspflegeprojekten. Immer war es so, dass, wenn ein Tier fiel, der Rest der Herde verschreckt flüchtete.
Nimmt man dann immer nur ein einzelens Tier pro Tag raus? Die Rinder werden dann nach ein paar Mal ziemlich genau wissen, dass es nix gutes bedeutet, wenn der Man mit dem Gewehr auftaucht.
Separiert man die zu tötenden Tiere? Ist das dann noch weniger stressig? Trennung von der Herde ist für Herdentiere ziemlicher Stress.
Normal wird ja immer eine ganze Partie Rinder auf einmal zum Schlachthof gebracht - schießt man dann auch 5 oder 10 Rinder auf der Weide ab? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.
Geht ja auch vom Arbeitsaufwand her gar nicht, wie soll man die denn schnell genug ausbluten und verladen und dann schnell genug am Schlachthof zerlegen?


Wahrscheinlich wirklich nur was für ganz, ganz kleine Betriebe und Hobbyhalter, die gelegentlich mal ein einziges Tier schlachten oder vielleicht noch zwei. Wohl eher nix für Vollerwerbslandwirte.
Trotzdem, für die, die es so machen könnten wäre es gut, wenn die nicht mehr zwingend in den Schlachthof müssten.




Am sinnvollsten ist meiner Meinung nach eigentlich, wie so oft, der Erhalt oder die Schaffung von kleinräumigen, regionlen Strukturen: Kleine Landschlachter die auch direkt regional vermarkten.
Das ist für die Verbraucher gut (siehe der jetztige Pferdefleisch-Skandal, sowas kann ja erst zustande kommen wenn da 3 dutzend Zwischenhändler dazwischen sind und das Fleisch erstmal durch halb Europa gefahren wird).
Das ist wenn man es richtig macht auch für die Landwirte gut (weil die tatsächlich noch direkt was vom Gewinn abkriegen ohne tausend Zwischenhändler und vielleicht sogar selbst was am Preis drehen können). Letztlich ist es auch für die Tiere gut: Kurze Wege, kurze Wartezeiten und keine Akkordabfertigung.
Aber naja, es passiert ja genau das Gegenteil: Alles wird von den Strukturen her größer. Die Betriebe, die Vermarktungsketten, die Schlachthöfe. Es gibt immer weniger Schlachthöfe, aber die weniger werden immer größer.
Liebe Grüße von Janica mit Lawrence (unvergessen), Robin, DeeDee und Janaah.
veronica
Beiträge: 134
Registriert: Fr 7. Dez 2012, 11:08

Re: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Beitrag von veronica »

am sinnvollsten wäre es meiner meinung nach, weniger fleisch zu essen, oder noch besser: gar keines....

weniger co2-ausstoß
kein gülleproblem
kein abholzen von regenwald für weideflächen
keine 16 kg getreide um 1kg rindfleisch zu produzieren
kein tierelend
gerechtere verteilung von nahrungsmitteln
Maru
Beiträge: 1121
Registriert: Di 25. Jan 2011, 00:02

Re: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Beitrag von Maru »

Nja, das ist ja wieder ein ganz anders Thema... wenn man das diskutieren will, kann man es ja separat machen, bin mir nicht so sicher ob ich da Lust drauf hab.

Bei dieser Untersuchung gehts ja nun nicht um "Schlachten - ja oder nein?" sondern um "Schlachten - wie?" So schonend wie möglich zu töten ist auch ne Form von Tierschutz.
Liebe Grüße von Janica mit Lawrence (unvergessen), Robin, DeeDee und Janaah.
veronica
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Re: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Beitrag von veronica »

das stimmt natürlich irgendwie auch. über humanere methoden nachzudenken ist sicher gut.
ich glaube aber nicht daran, dass rinder auf der weide glücklicher sterben. in erster linie deshalb nicht, weil es kaum noch rinder in weidehaltung gibt.

sollten die aber direkt aus der herde geschossen werden, glaube ich durchaus, dass das für die tiere am wenigsten angst und panik verursacht. ich kenne einen kleinen biobetrieb, wo das so gehandhabt wird.
die rinder kriegen praktisch nichts davon mit.

nur: die meisten rinder sind doch in industriellen tieranlagen, haben noch nie gras unter ihren füßen gehabt... wie soll das dann funktionieren?

ich finde die vegetarier/veganer-diskussion durchaus sinnvoll, hab da aber im moment auch eher keine lust drauf. habe die sache für mich entschieden, mehr kann ich nicht tun...
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wuhei
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Registriert: Di 25. Jan 2011, 06:54

Re: Uni Kassel untersucht Alternative zum Schlachthof

Beitrag von wuhei »

Guten Morgen,
in Österreich ist es seit etlichen Jahren in fast allen Landgemeinden (wie hier in Rietz) üblich, daß alle Tiere von einem Schlachter in der Nähe getötet werden, der bei Bedarf zu den Bauern hinfährt. Teilweise haben die Bauern eigene Zerlegestationen und dort kann man direkt ab Hof sortierte Fleischpakete in verschiedenen Größen erstehen. Dadurch kommen meine Hunde zeitweise in den Genuß ungeputzter Kutteln (alle Rindermägen).
Was gegen die Natur ist, ist unrecht, schlecht und alles Unrecht trägt den Keim der Zerstörung in sich - Alexander von Humboldt
Servus aus Tirol, Iris & Gang
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Leider hat Iris die letzte Reise angetreten - R I P
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