Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

was gibt es für Parasiten, Keime, Erreger etc. und was kann man dagegen tun?
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Chrisi3506
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Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Chrisi3506 »

Neue Erkenntnisse über das Staupevirus
(12.12.2012) Bisher ging man davon aus, dass der Staupevirus zuerst bei Haushunden auftrat und dann auf Wildtiere übergesprungen ist. Neue Erkenntnisse zeigen, dass es auch andersherum sein kann.

Dies fand eine internationale Forschungsgruppe aus Deutschland, Kanada und den USA heraus, die den „Schlüssel-Schloss“-Mechanismus des Staupevirus untersucht hat, mit dem sich der Erreger Zugang zur Wirtszelle verschafft.

Dabei gelang erstmals der Nachweis, dass sich neben einer generalisierten Form des Virus, die Wild- und Haustiere befällt, eine weitere Form entwickelt hat, die auf den Haushund spezialisiert ist. Die Ergebnisse der aktuellen Studie werden im Online-Fachjournal PLOS ONE http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0050955 veröffentlicht.

Bereits bekannt ist, dass sich das Staupevirus afrikanischer Löwen von dem der Haushunde unterscheidet. In einer Versuchsreihe wurden die beiden unterschiedlichen Staupevirus-Stämme von Hund und Löwe in Zellkulturen verschiedener domestizierter Hunderassen sowie von Wild- und Haustieren eingebracht. Untersucht wurde unter anderem das erfolgreiche Eindringen des Virus in die Wirtszellen und seine Vervielfältigung.

Die von Wildtieren stammende Form des Virus schnitt in allen Kulturen etwa gleich gut ab. Das beim Haushund auftauchende Virus erzielte jedoch in Kulturen von Hundezellen wesentlich bessere Zugriffs- und Vermehrungsraten. Wie lässt sich das erklären?

Es bedeutet, dass das Staupevirus von Wildtieren „generalisierte“ Merkmale besitzt, es hat die Möglichkeit, viele verschiedene Wild- und Haustierarten zu infizieren. Das Virus des Haushundes hingegen besitzt „spezialisierte“ Eigenschaften, es hat sich im Laufe der Evolution auf den Hund spezialisiert und einen Schlüssel entwickelt, der in die Zellen von Haushunden passt.

„Sich mit dem richtigen ‚Schlüssel‘ Zutritt zu den Wirtszellen zu verschaffen, spielt bei der erfolgreichen Ansteckung eines Wirts eine entscheidende Rolle“, so Veljko Nikolin vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW).

Das Wissenschaftlerteam untersuchte die molekularen Grundlagen des „Schlüssel-Schloss“-Prinzips am Staupevirus. Das Virus produziert ein Protein („Hämagglutinin“) als Schlüssel, das passgenau an ein Schloss (Rezeptor „aktives lymphozytisches Signalmolekül“) in der Wirtszelle andockt und somit dem Virus das Eindringen in die Wirtszelle ermöglicht.

Die WissenschaftlerInnen konnten nachweisen, dass sich die Zell-Rezeptoren (Schloss) von Haushunden und Wildtieren stark unterscheiden. Der „Schlüssel“ des Virus ist auf das „Schloss“ der Wirtszelle abgestimmt.

„Da der Aufbau des ‚Schlosses‘ der Wirtszelle bei Haushunden und ihren nahen Verwandten deutlich von dem anderer Raubtiere abweicht, erwarteten wir, dass der ‚Schlüssel‘, mit dem sich die verschiedenen Virusstämme in die jeweiligen Wirtszellen einschleusen, ebenfalls Variationen aufwies.

Die Erwartungen trafen zu. Viren passen sich kontinuierlich an, um ihre Fähigkeit zu verbessern um verschiedene Wirte zu infizieren”, kommentiert Klaus Osterrieder von der Freien Universität Berlin die Ergebnisse der Studie.

Im Andockprotein eines Staupevirusstamms vom Haushund tauschte das Forscherteam als Experiment die Aminosäure „Tyrosin“ gegen die im Staupevirus von Wildtieren vorkommende Aminosäure „Histidin“ aus.

Dies führte dazu, dass sich die Zugriffsfähigkeit und die Vermehrungsrate des Hundestaupevirus in den Zellen von Wildtieren erhöhten. Der veränderte Hundestaupevirus-Stamm bildete somit „generalisierte“

Merkmale aus. In dieser Form besitzt das Virus die Fähigkeit, sich auf verschiedene Wildtierarten auszubreiten. Er ist nicht mehr nur auf eine einzige Wirtsart, den Haushund, spezialisiert.

Die aktuelle Studie lässt Rückschlüsse auf die gemeinsame Evolution von Staupeviren und ihren Raubtierwirten zu. „Allgemein wurde angenommen, dass Staupe erst in Haushunden auftrat und dann auf wilde Raubtiere übersprang“ erklärt IZW Wissenschaftlerin Marion East, die Leiterin der Studie.

„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Staupevirus ursprünglich ein generalisiertes Virus in wilden Raubtieren war und sich erst später mit der Entwicklung der Menschheit und der gewaltigen Expansion des Bestandes an Haushunden spezialisierte Stämme bildeten.“ Der große Bestand des Haushundes begünstigte also die Evolution spezialisierter Virusstämme.

„Die neuen Erkenntnisse tragen maßgeblich zum Wissen über die Verbreitung vom Hunde-Staupevirus bei. Sie liefern einen Nachweis über die verschiedenen Formen des Virus mit seinen generalisierenden und spezialisierenden Merkmalen.

Dabei wurde der zugrundeliegende Mechanismus ausfindig gemacht. Aus den Ergebnissen geht auch hervor, dass die Spezialisierung des Virus auf den Haushund dazu führt, dass das Hunde-Staupevirus bei Wild- und anderen Haustieren weniger erfolgreich ist.

Das Hunde-Staupevirus geht bei der Spezialisierung einen Kompromiss ein, weil es die Fähigkeit verliert, andere Wirte zu infizieren", erklärt East.

Der Hundestaupevirus ist eine Erkrankung, die trotz wirksamer Impfstoffe regelmäßig weltweit bei Haushunden auftritt. Auch bei verschiedenen fleischfressenden Wildtieren, in freier Natur und in menschlicher Obhut lebend, wurde das Hunde-Staupevirus gefunden.

Eine Erkrankung mit dem Hunde-Staupevirus äußert sich besonders durch neurologische Störungen, Schnupfen, hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Durchfall.
Publikation

Nikolin VM, Osterrieder N, von Messling V, Hofer H, Anderson D, Dubovi E, Brunner E, East ML (2012): Antagonistic pleiotropy and fitness trade-offs reveal specialist and generalist traits in strains of canine distemper virus. PLoS ONE.

http://www.vet-magazin.com/wissenschaft ... virus.html
Schöne Grüsse Petra

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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Greyhound-Forum »

Chrisi3506 hat geschrieben: Eine Erkrankung mit dem Hunde-Staupevirus äußert sich besonders durch neurologische Störungen, Schnupfen, hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Durchfall.

und nach wie vor ärgert es mich, dass die Staupe Test so unzuverlässig sind. Als Pearl damals aus der Tötung kam, war sie infiziert. Sie bekam dann die Impfungen, die nötig waren um sie in der Pension unterzubringen, wo sie bis zu ihrer Ausreise verbleiben muss. Wegen der Tollwut (21 Tage)
Dort erkrankte sie dann völlig an Staupe. Nachdem sie die ersten Fieberanzeichen und Durchfall hatte, wurde sofort ein Staupetest durchgeführt, der jedoch negativ war.
Ein zweiter Test, kurz drauf später auch. Der Dritte dann hier in Deutschland aus der Nasen/Mundschleimhaut. Ebenso negativ.

Das ist etwas, was ich einfach nicht verstehe!
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von True Type »

Das mit dem Nachweis von Viruserkrankungen ist so eine Sache... die Viren erschleichen sich mit Hilfe dieser "Schlüssel" Zutritt zu ganz normalen Zellen und mißbrauchen sie dann für ihre Zwecke. Sie werden also oft vom eigenen Körper nicht erkannt, denn nach außen hin sind sie ja nach wie vor köpereigene Zelle...
Der Nachweis gelingt mit Hilfe von Abwehrstoffen, den sog. Antigenen, die aber nicht immer nachzuweisen sind., bzw. DNA-Abschnitte des Virus. Siehe auch den Coronavirus bei Katen, der die FIP auslöst. Kann man bis heute nicht eindeutig nachweisen.
Das bestärkt mich wiederum, all meine Hunde impfen zu lassen und die empfohlenen Zeiten der Auffrischung einzuhalten.
Ich bin ja auch kein Fan von Hunden aus dem Ausland... aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.
Staupe ist sehr ansteckend, gut, daß es in Deinem Fall eine Quarantäne gab! Natürlich schade für den betroffenen Hund!
Liebe Grüße
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Gelöschter Benutzer 189 »

Ich bin ja auch kein Fan von Hunden aus dem Ausland... aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.
du befindest dich in einem Forum für ex racer und die kommen in der Regel nicht aus Deutschland ;)
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Chrisi3506
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Chrisi3506 »

Dany hat geschrieben:
Ich bin ja auch kein Fan von Hunden aus dem Ausland... aber das steht auf einem anderen Blatt Papier.
du befindest dich in einem Forum für ex racer und die kommen in der Regel nicht aus Deutschland ;)
so isses "25"
Schöne Grüsse Petra

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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Greyhound-Forum »

"maedels"

Wir haben hier wirklich gute und umfassende Gesundheitsbeiträge, kompetente User mit hohem Fachwissen, welches uns allen zu Gute kommt - man muss nicht zwangsläufig den Auslands TS unterstützen/gut heißen, um hier User zu sein "winke"

Zumindest seh ich das so "blumen"
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von True Type »

Na, das mit dem Auslandstierschutz ist so eine Sache. Ich hatte ja selber eine ExRacerHündin aus den Niederlanden. Was ich nicht ab kann, sind Orgas, die bettelnd auf dem Flughafen stehen und Urlauber ansprechend, doch bitte einen Hund mitzunehmen - meist mit zweifelhafter Gesundheit...
Ich habe selber lange in - sagen wir mal in Sachen Tierschutz entwicklungsbedürfigen Länder gewohnt. Meine Erfahrung: Wir Deutschen kommen mit unserer unvergleichlichen Arroganz daher, schreiben Menschen in Ländern, die kaum selbst zu essen haben, kaum lesen können vor, wie sie mit ihren Tieren umzugehen haben. Außenminister verschiedener Länder wie z. B. Ungarn, Türkein haben bereits deutlich gesagt: warum sollen wir in Tierschutz investieren? ihr Deutschen macht das doch prima!
Was soll ich Leuten sagen, deren Hund den Kampf gegen Vectorübertragene Krankheiten verloren haben, aber noch nie im Ausland waren?
Da wir selber Windhundsport betreiben, finde ich es schon okay, uns um dessen "Abfälle" zu kümmern. Ob es aber der richtige Weg ist, alles nach D zu karren, finde ich persönlich zweifelhaft. England, Holland, Ungarn gehören jetzt nicht unbedingt zu den Entwicklungsländern, wäre da nicht auch der Einsatz von Internet und Co. gefragt, um die Allgemeinheit aufzuwecken?
Keine Sorge - ich bin nicht doof: Geld regiert die Welt!
Aber das waren nur so Gedanken, die mir Montag morgens um 8 so durchs Hirn purzeln...
Liebe Grüße
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Pauli »

True Type hat geschrieben:Na, das mit dem Auslandstierschutz ist so eine Sache. Ich hatte ja selber eine ExRacerHündin aus den Niederlanden. Was ich nicht ab kann, sind Orgas, die bettelnd auf dem Flughafen stehen und Urlauber ansprechend, doch bitte einen Hund mitzunehmen - meist mit zweifelhafter Gesundheit...
Ich habe selber lange in - sagen wir mal in Sachen Tierschutz entwicklungsbedürfigen Länder gewohnt. Meine Erfahrung: Wir Deutschen kommen mit unserer unvergleichlichen Arroganz daher, schreiben Menschen in Ländern, die kaum selbst zu essen haben, kaum lesen können vor, wie sie mit ihren Tieren umzugehen haben. Außenminister verschiedener Länder wie z. B. Ungarn, Türkein haben bereits deutlich gesagt: warum sollen wir in Tierschutz investieren? ihr Deutschen macht das doch prima!
Was soll ich Leuten sagen, deren Hund den Kampf gegen Vectorübertragene Krankheiten verloren haben, aber noch nie im Ausland waren?
Da wir selber Windhundsport betreiben, finde ich es schon okay, uns um dessen "Abfälle" zu kümmern. Ob es aber der richtige Weg ist, alles nach D zu karren, finde ich persönlich zweifelhaft. England, Holland, Ungarn gehören jetzt nicht unbedingt zu den Entwicklungsländern, wäre da nicht auch der Einsatz von Internet und Co. gefragt, um die Allgemeinheit aufzuwecken?
Keine Sorge - ich bin nicht doof: Geld regiert die Welt!
Aber das waren nur so Gedanken, die mir Montag morgens um 8 so durchs Hirn purzeln...

Also, bei allem Respekt, in Deinem Posting sind jetzt so viele Verallgemeinerungen, undifferenzierte Behauptungen, Unterstellungen etc. drin, dass ich gar nicht weiß, wo anfangen - und es auch nicht tun werde, da das eine ganz andere Diskussion ist und nach meiner Erfahrung in Foren nur zu Streitereien führt. Ich schätze Deine sachlichen Beiträge, daher versteh das hier bitte nicht als Angriff!

Aber eins möchte ich doch noch hinzufügen: Die mir bekannten Staupe-Fälle (mitbekommen in der Hundeschule, in der ich mal eine Zeit lang war) traten bei Welpen deutscher (!) Züchter auf - sicher nicht welche der seriösen Sorte, klar, aber trotzdem (womit ich nicht abstreiten will, dass das auch bei Tieren aus dem Ausland passiert! Klar! Solche Fälle kenne ich auch!). Also bitte keine Krankheits-Diskussionen mit Auslandstierschutz mischen, das ist nämlich alles andere als in einen Topf zu werfen und sehr differenziert zu betrachten.

Sorry, da zur Zeit in den Medien in für mich unerträglicher Weise Stimmung gegen Auslandstierschutz gemacht wird (schon das Wort nervt mich - Tiere haben keinen Pass, sondern eine Seele!!), konnte ich das dann doch nicht so gaaaanz unkommentiert stehen lassen...

Nichts für ungut - Friede sei mit Euch "wink2"

Liebe Grüße
Anke
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Lara
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von Lara »

Danke Anke! "blumen"
Viele Grüsse
von Tina und der wilden Horde "herz"

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Die Seele eines Windhundes will laufen.
(altes Sprichwort)
True Type
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Re: Neue Erkenntnisse über das Staupevirus

Beitrag von True Type »

Hallo, Anke!
ja, Du hast durchaus Recht! Ich weiß sehr wohl, daß ich verallgemeinert habe. Ich wohne allerdings im grenznahen Bereich, Du glaubst gar nicht, was ich da alles mitkriege... Und ja, wir befinden uns in einem Thread über Staupefälle, ist mir durchaus bewußt.
Wir hatten in den letzen Jahren auch immer wieder Staupefälle von sog. "Züchtern" - allesamt Vermehrer aus dem Raum Niederbayern/ Tschechien....
Leider muß ich sagen, daß keiner der Welpen überlebte. Denn man hat den Hund ja auch "mit Papieren" zum Schnäppchenpreis von 300 € ehrlich erworben - soooo krank kann er doch gar nicht sein....
Wenn er im Wäschekorb endlich in die Praxis gebracht wird, ist er praktisch schon tot - und wir sollen dann Wunder wirken und kosten darf es auch nix!
Was mich die Wände hochtreibt: die heulenden Kinder, die die Welt nicht verstehen! Und was kannste dagegen machen? Nix!
Denn Dummheit stirbt nie aus!
Liebe Grüße
Claudia
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