Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

was gibt es für Parasiten, Keime, Erreger etc. und was kann man dagegen tun?
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Greyhound-Forum
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Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von Greyhound-Forum »

Mehrfach durchgeimpft (entsprechend dem neuen Schema der Universität München). Und doch kostete ihn eine Infektionskrankheit das Leben, gegen die man ihn geschützt glaubte - Leptospirose, auch Weil´sche Krankheit oder Stuttgarter Hundeseuche genannt. Die meisten kennen diese Krankheit nur als Namen im üblichen Fünf- oder Sechsfachimpfstoff für Hunde.

Was die wenigsten wissen: Der Schutz gegen Leptospirose ist leider nicht so sicher wie gegen Tollwut oder eine der anderen Infektionskrankheiten. Das hat verschiedene Ursachen: Impfstoffe gegen bakterielle Erreger sind viel schwieriger herzustellen als gegen Viren, und bei den Leptospiren handelt es sich um eine Gruppe von Bakterien ( wie auch die Borreliose).

Es existieren über 100 verschiedene Typen und Subtypen, die man nur serologisch voneinander unterscheiden kann.

Die Quelle für Leptospirose-Infektionen sind überwiegend Mäuse und Ratten, über deren Urin große Mengen an diesen Bakterien ausgeschieden werden. Im Wasser können Leptospiren wochenlang am Leben bleiben, nur durch Eintrocknung sterben sie rasch ab. Die Bedeutung für den Hundehalter liegt in Spaziergängen im warmen Frühjahr und Herbst. Durch häufige Regenfälle bilden sich flache Pfützen auf den Feldwegen. Durch die Temperaturen erwärmen sich die kleinen Wasserstellen, so daß die Leptospiren ideale Bedingungen zur Vermehrung finden. Bekannt ist auch, daß es entlang von Feldwegen jede Menge Mauselöcher ( und natürlich
auch Mäuse) gibt, über deren Urin die Bakterien in die Pfütze gelangen.


Der Durst bringt viele Hunde dazu, während eines Spazierganges aus diesen Pfützen zu trinken. Abgesehen von möglichen Rückständen an Dünger und Pflanzenchemikalien ( vor allem im Frühjahr), lauert nun auch die Gefahr der Leptospiren dort. Durch das Trinken aus den Pfützen infiziert sich der Hund. Direkt von Tier zu Tier kommen Infektionen kaum vor. Besonders hinterhältig ist, daß Leptospiren nicht nur durch kleine Verletzungen der Haut ( oder Mundschleimhaut ) , sondern sogar durch die unversehrte Haut in den Körper gelangen können.

Nun stirbt nicht gleich jeder Hund, der aus einer Pfütze trinkt, da die Magensäure den Erreger abtötet. Aber über kleine Verletzungen im Maulbereich können Erreger eindringen. Und da sollte man bei Welpen an den Zahnwechsel denken, der für viele offene Stellen in der Schleimhaut sorgt. Dies war auch das Pech des kleinen Rüden. Nachdem die Leptospiren in die Blutbahn eingedrungen sind, vermehren sie sich dort, zerstören die roten Blutkörperchen und befallen vorwiegend die Nieren, aber auch die Leber und andere Gewebe.

Die Organe können unwiderruflich geschädigt werden. Bei dem kleinen Cavalier kam es zu den typischen Symptomen: Fieber, Brechdurchfall und Gelbsucht. Dann versagten die Nieren unwiderruflich.

Krankheitsanzeichen treten ein bis drei Wochen nach der Infektion auf. Neben den akuten Erkrankungen kennt man auch chronische und subklinische Verlaufsformen, also Infektionen, bei denen man äußerlich am Hund keine Symptome erkennen kann. Möglicherweise kommt es aber zu Störungen der Nierenfunktion, die später im Blut festgestellt werden.

Alles in Allem eine sehr gefährliche Krankheit, an der sich übrigens auch Menschen infizieren können. Auch hier kommt es zu Fieber, Gelbsucht und Nierenproblemen. Leider sind im Impfstoff für Hunde nur die Typen L. canicola und L. icterohämorrhagiae enthalten. In Mitteleuropa gibt es aber daneben häufig die Typen L. pomona und grippotyphosa.

Die sind aber nicht im Impfstoff enthalten. Außerdem sollte man wissen, daß gerade Impfstoffe gegen Bakterien meist keine vollen 12 Monate schützen, sondern eher 2 bis 3 Monate kürzer. Die Erkrankung verläuft meist sehr ernst und bei Welpen häufig tödlich. Daher sollte man - schon im eigenen Interesse - alles unternehmen, um seinen Hund davor zu schützen. Pfützen sollten Tabu sein! Die tödliche Gefahr, die darin lauern kann, sieht man nicht.


Je mehr Hundehalter dies wissen und je mehr Züchter ihre Welpenkäufer darüber informieren, umso weniger Hunde müssen sterben. Man kann sich nur schützen, wenn man die Gefahren kennt.

http://www.welpen.de/service/venzl/01.htm
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Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
Galgoherz

Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von Galgoherz »

Liebe Michaela,
danke für die umfangreiche Aufklärung.
Meine TÄ hatten ja auf Lepto getippt, aber der Test war nicht eindeutig :|

Aber nachdem hier die Symptome stehen, bin ich fast sicher dass es Lepto war :(
Ständiges Erbrechen (selbst Wasser kam wieder raus), Durchfall, Fieber, totale Appetitlosigkeit und dann Gelbsucht "krank_wink" Der arme Kerl musste total viele Medis nehmen (sh. Beitrag "Grosse Übelkeit")

Olli war geimpft (genau wie Poci) er wurde krank, Poci nicht "confused" Obwohl die Beiden immer zusammenstecken ...
Um Ratten, Mäuse und Pfützen kommen wir hier nicht drumherum :( Sie sind auf jeden Fall im Garten und manchmal auch im Haus - und wenn ich eine vergifte, komme drei zur Beerdigung "down" (besonders im Herbst und Winter wollen sie hier immer wieder mietfrei mitwohnen)
Hier um uns herum sind nur Feld- und Waldwege, mit jeder Menge Pfützen (teilweise richtig schlammig) "Mistwetter"
Es ist absolut nicht zu vermeiden, dass Hund mal die Nase in so eine Pfütze steckt - auch wenn ich das Saufen daraus unterbinde ... "stop"
Nur was kann man tun ??? :? Man kann ja nicht alle Wege pfützenfrei halten ... Und am Ende sind die Überträger sowieso im eigenen Haus oder Garten "rotekarte"
Da dürfte ich die Hunde hier garnicht mehr rauslassen :(

Naja - Olli geht es jetzt erstmal wieder gut - ich hoffe er hat keine bleibenden Schäden (es sieht wohl nicht so aus *denschweissvonderstirnwisch* ) ... aber die Angst ist jetzt da, wenn sogar die Impfung nicht immer hilft. :|

Grüsse Moni & die (vorerst gesunden) WUFFS
aZZaru
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Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von aZZaru »

Guter Beitrag!

Lepto haben wir auch schon hinter uns... und Snoopy hats echt nur knapp geschafft damals...

Seitdem lasse ich meine Hunde nur noch gegen TW impfen...

Bei uns ging es übrigens im Stundentakt bergab.

Quasi von einer auf die andere Minute abends hohes Fieber, Fressen verweigert, Übelkeit, über nacht erbrechen im 15 Minutentakt, Frühmorgens Tierklinik und da waren die Nierenwerte schon so schlecht, dass er bleiben musste :-( eine ganze Woche hat es gebraucht, bis er so stabil war und die Nieren wieder so gearbeitet haben, dass er nach Hause durfte :-(

und er hatte Antikörper gegen 4 Stämme die nciht geimpft werden und 1 aus der Impfung...
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Randy Pausch
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Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von Greyhound-Forum »

wenn meine an der Leine sind, kann ich es beeinflussen, dass sie nicht aus Pfützen trinken.
Doch manchmal, wenn sie dann herumtollen, und irgendwo ne Pfütze ist, sind die schneller am saufen als man schauen kann :-/

Ich bin da auch immer höllisch vorsichtig .... wie schnell sie sich was einfangen können. Es ist schlimm
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Michaela
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wuhei
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Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von wuhei »

Hallo,
Da muß man schon ein bißchen differenzieren, denn in dem zitierten Bericht geht es um einen 4 Monate alten Welpen, von dem behauptet wird, daß der Impfschutz bereits voll aufgebaut ist. Ich gebe meinen Welpenkäufern immer mit, daß man die Welpen nach der 2 Impfung (ohne Tollwut!!!) noch ein paar Wochen sehr gut beobachten und beaufsichtigen muß - und sie müssen auch nicht unbedingt mit fremden Welpen in einer Hundeschule spielen.....

Laut meinem TA isti der Immunschutz ab dem 6. / 7. Monat erst wirklich aufgebaut und bei erwachsenen Hunden sowieso, da macht das Schlabbern aus Pfützen in der freien Natur (nicht im städtischen Bereich) nichts aus.
Was gegen die Natur ist, ist unrecht, schlecht und alles Unrecht trägt den Keim der Zerstörung in sich - Alexander von Humboldt
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Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von Greyhound-Forum »

so ganz Gefahrlos find ich das nicht - es sind schon mehr als genug erwachsene Hunde mit angeblichem Impfschutz an Lepto erkrankt ... :-/

Mein TA sagt auch, normalerweise müsste man 2x im Jahr impfen und selbst dann hat man nicht alle Stämme abgedeckt.
Ist wie mit der Grippe Impfung auch, man erwischt nie alle Stämme.
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Michaela
aZZaru
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Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von aZZaru »

Micha hat recht, und wir habens am eigenen Leib erfahren!

Ausserdem gibt es nicht mal eine Garantie dafür dass der Impfschutz überhaupt 6 Monate hält...

Was TW angeht oder Parvo,... ist lt. unserem TA ein gut Grundimunisierter Hund, der ein intaktes Immunsystem hat bestens geschützt, auch ohne ständiges nachimpfen.

Aber bei Leptospirose schüttelt der nur den Kopf...

ICh muss es nciht nochmal haben, zumal das auch für den Menschen nicht ungefährlich ist und man sich sehr schnell an seinem Tier anstecken kann...
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Randy Pausch
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Macarena
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Registriert: Mo 17. Dez 2012, 23:45

Re: Leptospirose - der Tod aus der Pfütze

Beitrag von Macarena »

Soweit ich weiß gibt es 200 verschiedene Stämme. Die Impfe schützt gegen 2 dieser Stämme - Leptospira icterohaemorrhagiae und L. canicola - der insgesamt 200 krankheitsauslösenden Leptospirenarten, bei einer relativ hohen Gefahr von Nebenwirkungen und einer Wirksamkeit von ungefähr 6 Monaten.
Es gibt seit kurzem einen neue Impfe die vor mehr Stämmen schützen soll:
Lepto in Berlin: Nutzen neuerer Impfstoffe sehr begrenzt


Ältere Lepto-Impfstoffe enthalten zwei Typen dieses bakteriellen Erregers: Leptospira canicola und L. icterohaemorrhagiae.

Neuere Produkte enthalten drei (can., ict., grippotyphosa) oder vier (can., ict., gripp., bratislava).

Da passt es schlecht ins Marketing für die neueren Impfstoffe, was Wissenschaftler über Leptospirose in Berlin herausgefunden haben.

Sie bestimmten bei 329 Hunden mit Lepto-Verdacht, mit welchem Erregertyp sie infiziert waren.

Am häufigsten (24 Prozent) wurde die Serovar australis gefunden (nicht in den neuen Impfstoffen enthalten).

Am zweithäufigsten (20 Prozent) die Serovar grippotyphosa (in den neuen Impfstoffen enthalten).

Am dritthäufigsten (acht Prozent) die Serovar pomona (nicht in den neuen Impfstoffen enthalten).

18 Prozent der untersuchten Hunde waren tatsächlich an Leptospirose erkrankt. Auf sie entfielen die folgenden Lepto-Typen:

28 Prozent australis

18 Prozent grippotyphosa

14 Prozent pomona
Quelle: Monika Peichl http://haustiereimpfenmitverstand.blogspot.de/
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