Schilddrüsenblutwerte - Beratung - bei Windhunden

häufig diagnostiziert - aber immer richtig?
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Greyhound-Forum
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Re: Schilddrüsenblutwerte - Beratung - bei Windhunden

Beitrag von Greyhound-Forum »

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Wie interpretiere ich die Laborwerte?

Normalerweise interpretiert der Tierarzt die Werte. Zu den Werten wird ein sogenannter Normalbereich angegeben. Also eine Ober- und Untergrenze, bis zu der Werte als normal angesehen werden. Bei den Schilddrüsenwerten hat sich herausgestellt, dass viele Hunde, deren Werte im unteren Bereich des Normalbereichs liegen, trotzdem Probleme mit der Schilddrüse haben.

Als Faustregel für die meisten Hunde gilt: Der T4-Wert sollte in der oberen Hälfte des Normalbereichs liegen. Vor allem bei jungen Hunden sind niedrige Werte ein deutliches Anzeichen für eine Funktionsstörung der Schilddrüse. Es gibt aber auch Hunde, die mitniedrigeren Werten ohne Probleme gut klarkommen.

Beim Normalbereich für T4 von 1,0-4,7 ug/dl würde ich persönlich bei Werten deutlich unter 3,0 und Fellproblemen, Ohrproblemen, und Verhaltensproblemen (Angst, Aggression) von einer Funktionsstörung der Schilddrüse ausgehen, die dringend behandelt werden muss, sofern keine anderen Krankheiten diagnostizierbar sind, die niedrige Schilddrüsenwerte zur Folge haben.

Die hier genannten Werte und der Normalbereich beziehen sich auf das Labor vetmed. Bei anderen Laboren können die Normalbereiche anders festgelegt sein und auch andere Einheiten für T4 angegeben werden.

Beim TSH-Wert gilt: Ist er an der oberen Normalbereichsgrenze oder sogar drüber, dann ist das ein sehr eindeutiges Zeichen, dass etwas mit der Schilddrüse nicht stimmt und dringend behandelt werden muss. Ist er normal, also deutlich unterhalb der angegebenen Grenze, so ist der Wert nicht aussagekräftig, man kann dann daraus weder ableiten, dass alles in Ordnung ist, noch dass die Schilddrüse krank ist. Um das zu beurteilen, werden die anderen Werte, insbesondere T4 benötigt.


T4-Wert liegt gut in der Norm, T3-Wert zu niedrig
Dies kann ein Anzeichen dafür sein, dass eine andere Krankheit vorliegt, die die Schilddrüsenwerte beeinträchtigt, wie zum Beispiel Leishmaniose aber auch andere Krankheitsprozesse. Es ist keinesfalls sinnvoll, in so einem Fall einfach T3 als Medikament zu geben! Sinnvoll ist eine genaue Diagnose und Behandlung der Krankheit, die die niedrigen T3-Werte verursacht.
http://hundeberatung-nuernberg.de/wisse ... beim-hund/
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Michaela
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Satacip
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Re: Schilddrüsenblutwerte - Beratung - bei Windhunden

Beitrag von Satacip »

Ich finde dies her noch am interessantesten !

Suzanne Stack, DVM

Die paarigen Schilddrüsen liegen seitlich der Luftröhre im oberen Teil des Halses.
Bei der Stimulierung durch das von der Hypophyse gebildete Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon), werden von den Schilddrüsen Hormone produziert und freigesetzt (T3 & T4).
Schilddrüsenhormone sind in vielen Teilen des Körperstoffwechsels von Bedeutung.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hat gewöhnlich Hauterkrankungen, Fortpflanzungsabnormalitäten, Lethargie und mentale Trägheit, Adipositas, langsame Herzfrequenz (normal bei unseren Greyhound-Wettkämpfern) und weniger oft muskuläre sowie nervale Funktionsstörungen zur Folge.
Hypothyreose ist eine der am meist falschdiagnostizierten Leiden in der Veterinärmedizin und der Sündenbock für Erkrankungen wie Lethargie und Hyperaktivität, Scheu und Aggression.
Während jede dieser Symptome möglich ist, ist Hypothyreose alles andere als die Antwort auf alles.
Alle Besitzer von übergewichtigen Hunden wollen es mit Schilddrüsenpillen „beheben“.
Auf die gleiche Weise beten Veterinäre für eine Hypothyreose-Diagnose, um jeden unzugänglichen, die Haut betreffenden Krankheitsfall zu erklären.
Die Schwierigkeit bei der Diagnose von Hypothyreose bei Greyhounds beruht auf zwei Gründen:
Es gibt inhärente Ungenauigkeiten bei der Messung von T4-Werten.

Normale T4-Spiegel bei Greyhounds liegen niedriger als die der allgemeinen Hundepopulation.
Die Diagnose einer Hypothyreose- sollte auf der Übereinstimmung abnorm niedriger Schilddrüsen-Funktionstests zusammen mit einer klinischen Symptomatik, passend zur Hypothyreose, basieren.
„Niedrige“ T4-Werte ohne klinische Symptome sind wertlos, und so mancher Greyhound endet in einer unnötigen und lebenslangen Behandlung mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin (in den USA Soloxine).
Eine Studie von Bloomberg an der Universität von Florida maß T4-Werte bei 221 Greyhounds, die vorab sorgfältig auf andere Endokrinopathien (Erkrankungen der Hormondrüsen) untersucht worden waren.
Ihr Alter schwankte zwischen 11 Monaten und 10 Jahren.
Der T4-Meßbereich betrug 0.5 - 3.6, mit einem Durchschnitt von 1.47.
Von 221 Greyhounds hatten 48 T4-Werte unter 1.0.
Man sollte dabei vor Augen haben, dass die meisten kommerziellen Diagnoselabors diese normalen Greyhound-Mittelwerte als grenzwertig niedrig ansehen.
Die Analyse war: T4-Mittelwert (µmol/l ) bei
97 Hunden in Training oder Rennen: 1.53
99 Zuchthündinnen: 1.56
25 Zuchtrüden: 0.94
221 Gesamt 1.47
Die niedrigeren T4-Werte bei Zuchtrüden wurden theoretisch damit erklärt, dass die T4-Konzentrationen bei Hunden höheren Alters abnehmen.
Diese Untersuchungsergebnisse stimmen mit einem Artikel in der Februar 2000-Ausgabe von „Veterinary Medicine“ (Verbreitete Hauterkrankungen bei Greyhounds) überein, der einen normalen T4-Messbereich von 0.7 -3.6 bei Greyhounds angibt.
Dem T3 als diagnostisches Mittel für eine Hypothyreose beim Hund wird wenig Beachtung geschenkt, aber beide Quellen zeigen höhere T3-Werte für Greyhounds als für andere Hunde an.
Obwohl die T4-Messung der Standard-Laborwert für die Hypothyreosediagnostik ist, können viele externe Faktoren T4 unterdrücken, wie z.B. Appetitlosigkeit, Übelkeit sowie eine Vielzahl von Medikamenten, wie Steroide, manche Antibiotika (Sulfonamide) und Medikamente gegen epileptische Anfälle (Antiepileptika).
Unter einem „Euthyroid–Sick–Syndrom “ versteht man einen Zustand, bei dem der Hund eine normale Schilddrüsenfunktion besitzt, eine Allgemeinerkrankung jedoch den T4-Wert senkt.
Diese Hunde benötigen kein Schilddrüsenhormon.
Es ist nicht bekannt, ob der extreme Stress durch Rennen, Reisen und beengte Zwingerpopulationen ebenso einen Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion haben könnte.
Falls eine gleichzeitige Erkrankung vorliegt, wird der T4 niedrig sein, ohne dass dies von Bedeutung ist (Euthyroid-Sick-Syndrom).
Daher ist der Idealzustand bei neuen Adoptivhunden, zuerst gesundheitliche Probleme zu beseitigen und den Greyhound erst dann zu testen, wenn er gesund und sechs Monate oder länger kein Rennen mehr gelaufen ist.
Obwohl sechs Monate nicht obligatorisch sind, bieten sie reichlich Zeit für schlechtes Fell und kahle Oberschenkel nachzuwachsen und für „Gespenster“ ihre wahren Farben zu zeigen.
Falls nach einer angemessenen Zeitspanne und wieder hergestellter Gesundheit nach wie vor klinische Symptome und ein niedriger T4-Wert bestehen, wird eine Bestimmung des freien T4 (fT4) durch Equilibrium-Dialyse sowie eine Analyse des TSH-Wertes empfohlen.
fT4-Bestimmung durch Equilibrium-Dialyse ist im Grunde ein T4-Messwert, der weniger durch externe Faktoren beeinflusst wird.
TSH ist ein Kompromiss zum eigentlichen TSH-Stimulationstest, der als „Goldstandard“ der Schilddrüsentests angesehen wird, jedoch nicht verbreitet verfügbar ist.
Dies alles berücksichtigend ist es unumgänglich, die Blutprobe nicht zu heparinisieren.
Dies mag für manche nach einer Menge Tests und Geldverschwendung aussehen, aber es ist sehr simpel (Blutabnahme) und besser als einen Greyhound auf der Basis eines „niedrigen“ T4 unnötigerweise sein ganzes Leben lang mit Schilddrüsenhormon zu behandeln.
Eine grob vereinfachende Erklärung von TSH ist, dass falls ein Greyhound wirklich einen niedrigen T4-Spiegel hat, die Hypophyse antwortet, indem sie am laufenden Band TSH produziert - und eigentlich „Mehr T4 produzieren!“ schreit.
Da TSH auch kein perfekter Test ist, gibt die Kombination aus T4, fT4 sowie TSH eine wesentlich bessere Beurteilung als lediglich ein T4-Wert.
Falls der T4-Wert grenzwertig und TSH niedrig ist, ist es unwahrscheinlich, dass der Hund eine Hypothyreose hat.
Falls aber der T4-Wert grenzwertig ist und TSH hoch oder zumindest grenzwertig hoch, sollte man Levothyroxin ausprobieren.
Die unten stehende Grafik vergleicht Listen von drei verschiedenen Hunden mit T4, ft4 und TSH, die „normale“ von IDEXX Lab. festgelegte Standards nutzen.
Ergebnisse:
Hund #1 - Hypothyreose
Hund #2 - verdächtig, Levothyroxin ausprobieren.
Hund #3 - tut mir leid, keine Hypothyreose sondern einfach dick!
Letztlich ist oft der beste Test, 6 Wochen lang Levothyroxin zu testen, falls die Ergebnisse der Blutproben nicht aussagekräftig sind.
Falls die Symptome verschwinden, hat man seine Antwort. Falls die Oberschenkel kahl bleiben, sollte man den Hund nicht für immer mit Schilddrüsenhormon behandeln.
Das Syndrom kahler Oberschenkel bei Greyhounds ist noch unklarer Ätiologie, einige reagieren auf Schilddrüsenhormon andere nicht.
Ist man sich nicht sicher, ob eine Besserung eingetreten ist, sollte man die Behandlung mit Schilddrüsenhormon nach 6 Wochen abbrechen und prüfen, ob sich der Zustand nun wieder verschlechtert.
Den letzten Morast, den man im Hinblick auf Hypothyreose durchschreiten muss, ist die Dosierung.
Fast alle Veterinäre stimmen darin überein, daß der Markenname Soloxine (Anm.d.Übers.: Soloxine ist ein Markenname für Levothyroxin in den USA) überlegen ist –und akzeptieren keine Ersatzmittel.
Dr. Jim Gannon, Autor des „Care of the Racing Greyhound“ und wahrscheinlich der sachkundigste Veterinär auf diesem Planeten empfiehlt 0.1 bis 0.2 mg pro Greyhound zweimal täglich.
Die Standarddosis pro Hund ist 0.1 mg/10 lb zweimal täglich. (Anm.d.Übers.: 1 lb= 0.45kg)
Der o.e. Artikel der „Veterinary Medicine“ korreliert mit dieser Dosierung.
Das neue 2000 Ettinger's Textbook of Veterinary Internal Medicine ("die Bibel") besagt, dass man, wenn klinische Symptome einmal beseitigt sind, oft auf einmal täglich herunter dosieren kann.
Ich komme auf halbem Wege entgegen und gebe Greyhounds die halbe Standarddosis eines Hundes (0.1 mg/20 lb) zweimal täglich.
Was keine gute Idee sein kann, ist, hohe Levothyroxin-Dosierungen zu verabreichen, in dem Versuch, diese Greyhound-T4-Werte hoch bis zu 3.0 und 4.0 zu treiben.
Greyhound T4-Werte sind normalerweise nicht so hoch, und ich bin in Sorge um die schädlichen Auswirkungen der Hypothyreose (Herz, Niere, Gastro-Intestinaltrakt), wenn dies getan werden.

Quelle: Goggle
Irene mit Santa und Cipriano
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Anne Sasson
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Re: Schilddrüsenblutwerte - Beratung - bei Windhunden

Beitrag von Anne Sasson »

True Type hat geschrieben: Zum Abschluß: es gibt mit Sicherheit WEIT weniger SDUs als "diagnostiziert" werden.... Macht´s aich net narrisch! "winke"
"4"
und die werden nicht nur "diagnostiziert" sondern auch behandelt...
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Anne Sasson
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Re: Schilddrüsenblutwerte - Beratung - bei Windhunden

Beitrag von Anne Sasson »

greycie hat geschrieben:gefunden:

Beim Normalbereich für T4 von 1,0-4,7 ug/dl würde ich persönlich bei Werten deutlich unter 3,0 und Fellproblemen, Ohrproblemen, und Verhaltensproblemen (Angst, Aggression) von einer Funktionsstörung der Schilddrüse ausgehen, die dringend behandelt werden muss, sofern keine anderen Krankheiten diagnostizierbar sind, die niedrige Schilddrüsenwerte zur Folge haben.



Und es gibt eine ganze Reihe von schilddrüsenunabhängige Erkrankungen (Euthyroid Sick Syndrom = ESS), bei denen die Blutwerte auf eine SDU hindeuten könnten, z.B:

Akute Erkrankungen
- bakterielle Bronchopneumonie
- Sepsis
- Staupe
- immunmediierte hämolytische Anämie
- systemischer Lupus erythematodes
- Bandscheibenerkrankungen
- akute Niereninsuffizienz
- akute Hepatitis
- akute Pankreatitis

chronische Erkrankungen
- generalisierte Demodikose
- generalisierte bakterielle Furunkulose
- systemische Mykose
- malignes Lymphom
- chronische Niereninsuffizienz
- Diabetes mellitus
- kongestives Herzversagen
- Kardiomyopathie
- chronische Hepatitis
- Adipositas
- gastrointestinale Erkrankungen
- Megaösophagus
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