lonja hat geschrieben: wegen "Folgeschäden auf beiden Seiten"; was für Folgeschäden hat eine NICHTkastration (ohne bestimmte andere Anatomische "vorschäden"?
Steigendes oder fallendes Krebsrisiko für verschiedene Tumorarten ist wohl umstritten, gibts verschiedene Studien drüber, bei manchen Arten von Tumoren steigts das Risiko nach der Kastration, bei manchen fällt es, bei anderen scheint es keine Rolle zu spielen, bei manchen scheint das Alter in dem kastriert wird entscheidend zu sein. Insgesamt würde ich das nach bisherigem Wissenstand als +/- 0 bewerten.
Pyometra, also Gebärmuttervereiterung, ist eine Sache, die bei unkastrierten Hündinnen gern mal passiert und ist auch dann, wenn es Symptome macht, also wenn man es als Halter bemerken kann, in der Regel schon eine ernste Sache. Grade ältere Hündinnen haben oft eine schlechtere Abwehrlage und werden, auch wenn sie nicht wie menschliche Frauen in die Wachseljahre kommen, trotzdem vom Hormonhaushalt her oft unregelmäßiger. Daher hat man ne Pyo dann oft grade bei älteren Hündinnen, für die eine OP keine kleine Sache ist.
Unkastrierte Rüden neigen zum Beispiel zu Prostatazysten. Wenn die zu groß werden, drücken sie auf den Enddarm und erschweren den Kotabsatz. Außerdem entzünden sie sich leicht und werden dann zu Prostataabszessen. Die tuen erstens richtig böse weh und zweitens sind sie auch, wie jeder Entzündungsherd im Körper, nicht ungefährlich (streuen von Keimen). Im schlimmsten Fall brechen sie auf und verursachen eine Blutvergiftung.
Man kann das mit Hormonen und Antibiotika behandeln, langfristig hilft aber nur eine Kastration (chemisch oder chirurgisch).
greycie hat geschrieben:naja bei pearl kommt es auch immer wieder vor das ske undicht ist.
wir konnten es noch an nichts festmachen, also ob es stress ist kder was. Monatelang nix dann mehrmals hintereinander.
Macht sie denn unter sich bzw tröpfel, oder macht sie wirklich irgendwo Pfützen hin? Letzteres wäre untypisch für kastrationsbedingte Inkontinenz.
Satacip hat geschrieben:
Jetzt zu Deiner Frage z.B. gibt es vermehrte Gebarmutter-Krebs-Diagnosen bei Hündinnen, die nicht kastriert wurden, und daneben nie Welpen hatten.
Nee, Gebärmuttertumoren sind eigentlich nicht besonders häufig. Klar, bei Hündinnen wo die Gebärmutter rausgenommen wurde, kann sie auch nicht mehr entarten. Aber auch bei intakten Hündinnen sind (bösartige) Tumoren der Gebärmutter nicht sooooooo häufig. Eher mal zystische Veränderungen oder Hyperplasie der Gebärmutterschleimhaut. Sind aber alles auch keine Alltagsdiagnosen. Die meisten intakten älteren Hündinnen haben zwar irgendwelche Veränderungen an der Gebärmutter, gesundheitlich relevante Probleme damit haben aber nur die wenigsten.
Ob eine Hündin mal Welpen hatte oder nicht hat damit NIX zu tun! Das ist so eine alte Legende, dass "einmal Babys haben" vor Gebärmutter- Eierstocks- und Gesäugekrebs schützen sollte, aber da ist nix dran.
Brustkrebsrisiko bei beiden Seiten Weibchen oder Runde gleicherweise.
Meinst du Rüden? Wenn ja: Nein, Rüden haben (egal ob kastriert oder unkastriert) nur extrem selten mal Mammatumoren, ebenso wie Brustkrebs bei Männern sehr selten ist.
Satacip hat geschrieben:Aber ich kann nur noch entgegensetzen, bei meinem "Seelenhund Sam" war es vor der Kastration so, dass er immer wieder Eitrigen Ausfluss hatte und aus dem schlecken nicht mehr raus kam und er hat auch immer wieder Urin verloren, nach der Kastration war das Vergangenheit und er wurde 14 Jahre alt ohne weitere Erkrankungen.
Ein gewisses Maß an Vorhautkatarrh bei intakten Rüden ist nicht ungewöhnlich. Also so ein bisschen Wutzisabber haben die da unten ab und an mal hängen. Man kann dann säubern und spülen oder es so lassen, je nachdem wie ekelhaft man das findet. Nen grund zur Kastration ist das allein in der Regel nicht.
Kann aber natürlich auch mal ausarten, bei manchen ist es halt nicht bloß ein bisschen Vorhautkatarrh, sondern kann auch mal entgleisen und in ne aufsteigende Infektion ausarten, z.B. in ne Blasenentzündung. Wenn man nen Hund hat, bei dem das öfter mal vorkommt, dann macht ne Kastration durchaus Sinn.
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Generell finde ich, dass die Diskussion um Kastration eine Luxusdebatte ist. Klar, für den eizelnen Hund gibt es vielleicht Nachteile und unter heutigen Haltungsbedingungen ist es auch oft problemlos möglich intakte Hunde zu halten.
Aber es geht ja nicht nur um den Hund, sondern auch drum, wie fit der Besitzer ist. Da leben Hundeforis oft ein bisschen im Land der Glückseeligen, sprich der informierten und verantwortungsvollen Hundebesitzer.
Der durchschnittliche Hundebesitzer kriegt es oft weder vom wollen noch vom können her auf die Reihe, 2x 2-3 Wochen im Jahr auf seine läufige Hündin aufzupassen oder seine Hunde zu trennen ("Wie soll ich DAS den machen, ich muss doch arbeiten?!" NEIN, Wahnsinn, Herr Mustermann, da sind sie sicher ein Sonderfall!) oder seinen intakten Rüden so zu erziehen, dass er nichtmehr wie doof jedes Hosenbein markiert und die Haustür zerkratzt, weil irgendwo eine Hündin heiß ist.
Die meisten wissen ja nichtmal auch nur Basisfakten über z.B. den Sexualzyklus der Hündin und viele sind auch dann noch deutlich überfordert wenn man es ihnen erklärt.
Ja, für den einzelnen Hund wäre es vielleicht trotzdem gut, intakt zu bleiben. Wenn jemand gut informiert ist, dann werd ich nen Teufel tun und denen zur Kastration raten, eher im Gegenteil.
Aber manche Leute dränge ich wirklich dazu, und zwar die, wo man schon mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiß, dass da sonst demnächst ein Wurf süße Upswelpen bei rumkommt. Lieber kastriere ich einen einzelnen Hund, bevor man dann gleich die nächste Ladung suboptimal aufgewachsener und schlecht sozialisierter Welpen hat, die die Tierheime füllen.