Routine, Merkmale, Biomechanik und Energie
Wann immer Menschen zum ersten Mal Greyhounds in einem Rennstall sehen, fragen sie den Trainer: „Wie kann man sie unterscheiden? Sie sehen alle gleich aus!"
Natürlich sehen sie nicht alle gleich aus und sie haben alle ihre individuellen Eigenschaften, Persönlichkeitsmerkmale und Gewohnheiten die sie voneinander unterscheiden.
Eine der Voraussetzungen für den Ausbildungsberuf ist es zu verstehen, dass Greyhounds (eigentlich alle Hunde) Gewohnheits- und Routinetiere sind. Sie haben sehr genaue biologische Zeituhren. Während sie meistens „im Moment“ leben, haben sie eine bemerkenswerte Fähigkeit, genau zu wissen, wann es Zeit ist, auszugehen und zu spielen, oder Zeit zu essen oder Zeit zum Ausruhen.
Gute Trainer sind so pünktlich und konsistent mit ihren eigenen Grundroutinen und -regimen wie ihre Greyhounds. Die meisten Greyhounds bevorzugen Routine statt Neuheit. Sie wollen sich sicher und unbedroht fühlen. Jedes Mal, wenn ein Trainer eine Verfehlung oder eine Änderung im Verhalten eines Greyhounds bemerkt, kann es für ihn eine rote Fahne (ein Hinweis) sein, dass etwas mit dem Hund oder innerhalb seiner Rudelgruppe nicht stimmt.
Der aufmerksame und einfühlsame Trainer kennt jede Nuance der Persönlichkeit eines jeden Greyhounds, so wie er sie durch Gesicht, Berührung oder Körperbau kennt. Ebenso beobachtet und erinnert er sich daran, wie sich jeder Einzelne von ihnen bewegt. Nicht nur in seiner Zwingerumgebung, sondern auch in jedem Detail und jeder Nuance seines Gehens, beim Training oder im Rennen. In der individuellen Art und Weise wie er ausschreitet und in allen Details und Nuancen seiner Schrittbiomechanik.
Immer wenn der Gang des Greyhounds auch nur geringfügig variiert, ob galoppierend, trabend oder gehend, muss der Trainer diesem Gang auf den Grund gehen. Kleine, dumpfe Verletzungen, unbemerkt oder unbehandelt, können sich in Sekundenbruchteilen in ein Karriere-Ende oder „berufsverändernde“ Verletzung verwandeln.
Greyhounds, in Topform gehalten, sind bemerkenswert beständige Athleten. Sind sie gut versorgt und verletzungsfrei, können sie auf höchstem Niveau Rennen um Rennen über einen längeren Zeitraum hinweg bestreiten.
Sie alle haben eine bevorzugte Linie oder Position auf der Rennbahn, wo sie bis zu ihrer maximalen Leistungsfähigkeit arbeiten können. Idealerweise kann ein Greyhound aus jeder Startposition (1 bis 8) gut starten und freilaufen, schiebt" sich dann eng um die Kurven und beschleunigt dann dramatisch in die Geraden.
Doch nicht alle Greyhounds erreichen dieses besondere Ideal.
Ein "Railer" ist ein Hund, der sehr nah an der Innenschiene läuft. Ein Railer spart Boden in der Kurve und muss sich keine Sorgen um andere Hunde links von ihm machen. Aber nicht alle Hunde sind Railer. Einige Hunde ziehen es vor, mehrere Meter von der Schiene entfernt zu laufen, direkt hinter dem Köder. Andere bevorzugen es, weiter außen auf der Bahn zu laufen. Diese werden als Widerunner (Außenläufer) bezeichnet.
Einige Greyhounds können nur dann ihr Potenzial voll ausschöpfen wenn sie sich eine leichte, unangefochtene Führung sichern können, werden sich aber zurückfallen lassen und hinterher laufen wenn sie ernsthaft herausgefordert werden, oder wenn sie im Rennen um ihre Position kämpfen müssen, oder sie werden sich zurückkämpfen wenn sie um die Position wetteifern müssen.
Andere ziehen es vor, sich erst mal einzureihen und ihre bevorzugte Linie auf der Bahn zu finden, bevor sie ihre Bestleistung abrufen. Andere werden gerne herausgefordert und laufen mit einem Gegner Kopf an Kopf und arbeiten sich weiter vor bis ein anderer Hund neben ihnen läuft und für sie das eigentliche Rennen beginnt. Manche Greyhounds fühlen sich nicht gerne von anderen Hunden unter Druck gesetzt und geben nach wenn sie den Druck spüren - ähnlich wie andere Hunde, die nicht gerne von außen unter Druck gesetzt werden.
Die meisten Greyhounds laufen so schnell sie können, soweit sie können, und werden sich anstrengen irgendwann im Rennen die Führung zu übernehmen. Einige Greyhounds sind begabt mit einem Attribut, das wir "Herz" nennen. Mit diesem Begriff werden Greyhounds bezeichnet, die den Mut haben, mit aller Kraft zu jagen, egal welche Art von Widrigkeiten ihnen widerfahren, egal wie gut ihre Opposition ist. Wenn ein Greyhound diese Art von unerschrockener Entschlossenheit zeigt, sagen wir, dass er oder sie "viel Herz hat". Es gibt kein höheres Kompliment, das man einem Racing-Greyhound geben kann.
Greyhounds ändern ihre etablierten, individuellen Rennmuster nur selten, es sei denn, sie werden durch die Rennumstände dazu gezwungen. Jedes Mal, wenn sie dies tun, unbeeinflusst vom Rennverlauf oder weil sie einfach überfordert sind, ist Anlaß zur Sorge beim Trainer. Denn sie sind auf der Rennbahn genauso Gewohnheitstiere wie im Zwinger.
Einige dieser tief verwurzelten Rennstile oder Gewohnheiten sind erlernte Verhaltensweisen, andere scheinen erblich zu sein. Wie dem auch sei, sie alle sind durch das Temperament des einzelnen Greyhounds vorherbestimmt. Ihre Gewohnheiten zwingen oder hemmen sie in ihren Lauf, das Feld anzuführen oder sich zurückzunehmen.
Im Galopp ist der Schritt des Greyhounds ziemlich komplex. Im vollen Galopp wird er "Doppelaufhängung/Aussetzung" (ob es eine korrekte Dt. Bezeichnung dazu gibt, kann ich nicht beantworten. Ich kenne es als „die zwei Schwebephasen“. Anm. d. Übersetzers) bezeichnet. Dies liegt daran, dass alle vier Beine des Greyhounds sowohl in der gebeugten als auch in der verlängerten Phase des Schrittes die Bahn verlassen, schweben. Der Greyhound schwebt, da er seine vorderen Gliedmaßen nach vorne streckt und die Hinterbeine nach hinten. Dann, wenn er landet und sein Körper sich biegt (wölbt), wird er wieder für einen Bruchteil einer Sekunde in der Luft schweben. Ein Pferd erreicht im Galopp nur noch in der gebeugten Phase des Schrittes eine Schwebephase. Es wird nicht in der ausgedehnten, gestreckten Phase in die Luft getragen.
Es gibt drei Grundtypen von Greyhound-Schritten.
Die erste ist die Geschwindigkeit des Greyhounds die seine Schrittlänge überschreitet. Das bedeutet einfach, dass der Greyhound in der Lage ist, die vollen Phasen des Schritts sehr schnell zu wiederholen, relativ zur tatsächlichen Distanz, die er mit jedem Schritt zurücklegen kann. Greyhounds dieser Laufart sind in der Regel schnelle Starter in einem Rennen und sind zu dynamischer explosiver Geschwindigkeit auf kurzen Strecken fähig.
Der zweite Schritttyp ist der Typ, bei dem die Schrittlänge des Greyhounds (und sein Bedürfnis, einen Schrittrhythmus zu finden um seine maximale Belastbarkeit zu erreichen) größer ist als seine relative Geschwindigkeit. Diese Schritttypen sind oft Greyhounds, die sich bei Langstreckenrennen, manchmal bis zu einer halben Meile (1 Meile = 1,6km), hervorheben. Extreme Beispiele dieses Schritttyps sind selten in der Lage, sich schnell zu erholen wenn sie eingeklemmt, gestoßen werden oder Stolpern, weil sie einen Schritt-Rhythmus oder eine Kadenz erreichen müssen, die eine deutlich größere relative Schrittlänge als die Geschwindigkeit der Beine haben. Sie können diese Schrittfrequenz jedoch in der Regel für längere Zeiträume mit hoher Geschwindigkeit beibehalten, wenn sie nicht behindert werden.
Die dritte Art der Schrittfolge ist die, bei der die Schrittgeschwindigkeit und die Schrittlänge relativ gleich sind. Greyhounds, die von beidem etwas in einem relativen Verhältnis haben, gehören oft zu den besten ihrer Zeit.
Greyhounds, die eine große Beingeschwindigkeit im Verhältnis zu ihrer Schritt Reichweite haben, neigen dazu, in einem Rennen sehr früh mehr Energie zu verbrauchen. Sie erfordern mehr Wiederholungen der vollen Phase des Schritts, um die gleiche Menge an Boden zu gewinnen wie ein Greyhound mit relativ längerer Schrittlänge, der sich ein paar Sekunden in seinem Rhythmus einpasst. Je mehr Energie ein Greyhound am Anfang eines Rennens verbraucht, desto schneller wird die Ermüdung im späteren Rennverlauf einsetzen.
Deshalb scheinen einige Greyhounds immer "zu kurz zu kommen" und anfällig dafür die Führung an Greyhounds mit mehr Ausdauer und weniger Energieaufwand abzugeben. Geschwindigkeit und Ausdauer werden nicht nur durch die individuellen kardiopulmonalen Fähigkeiten eines Greyhounds und/oder durch sein Konditionierungsniveau verbessert sondern auch wie er durch seinen Schritttyp und auch wie und wann er den Energieaufwand während eines Rennens fördert oder begrenzt beeinflusst.
copyright, 2017
Dennis McKeon
Grob übersetzt von Michaela Müller fürs Greyhound Forum
Übersetzungsfreigabe des Originalautors liegt vor.
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Beitrag von Greyhound-Forum »
Nur wer einmal seinen Windhund jagen gesehen hat, der weiß, was er an der Leine hat!
Michaela
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